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Marken zum Schnäppchenpreis

In Ostwestfalen blüht der Fabrikverkauf -ÊKunden aus ganz Deutschland

Von Bernhard Hertlein
Bielefeld (WB). Nach den Autokennzeichen zu schließen kommen die Einkäufer aus der gesamten Republik -Êund darüber hinaus. Ostwestfalen hat neben dem schönen Teutoburger Wald eine weitere Attraktion.

OWL ist neben Metzingen (Boss) das deutsche Zentrum für Fabrikverkauf. Das hat den wichtigsten Grund in der Struktur der Wirtschaft. Die Region ist geprägt von der Bekleidungs- und der Möbelindustrie - Produkte, bei denen schon einige Prozente Preisnachlass eine größere Anfahrt lohnen.
Die Angebote in Armin E. Möllers »Schnäppchenführer«Êkönnen sich sehen lassen. 30 bis 40, manchmal auch mehr als 50 Prozent Ersparnis listet das Buch auf bei Windsor, Seidensticker, Jobis, Grobecker, Ahlers, Brax und Brinkmann - führende Modemacher in Bielefeld und Herford. Im Möbelbereich locken COR (Rheda-Wiedenbrück), Flötotto (Gütersloh), Drabert (Minden), Hans Kaufeld (Bielefeld) und einige andere.
Neben Kleidern und Möbeln verkaufen Lebensmittelhersteller (Wurstwaren, Gebäck) sowie Glas- und Porzellan-Manufakturen (Glas Walther, Fürstenberg-Porzellan) verbilligte Ware ab Fabrik. Auch Matratzen (Traumwelt in Rietberg) und Fahrräder (Prophete in Rheda-Wiedenbrück) finden sich im Schnäppchenführer. Eine Besonderheit: Der »World-Shop« im Bielefelder Stadtteil Sennestadt verkauft Artikel aus dem Lufthansa-Markenprogramm.
Der Verkauf ab Fabrik bietet normalerweise Ware mit kleinen Mängeln und solche, die schon auf Messen vorgeführt wurde, außerdem Musterstücke, Überschüsse aus der vergangenen Saison sowie Rücknahmen von Händlern, die ihre Rechnungen nicht bezahlt haben. Die in der Mehrzahl gut verdienenden Käufer kommen meist mit einem Einkaufsplan, der vor Ort gern noch verlängert wird. Sie sind anschließend glücklich über das, was sie »gespart haben« -Êalso die Differenz zwischen Fabrik- und Ladenpreis.
Die Modegeschäfte und Möbelhäuser in Ostwestfalen-Lippe sehen die starke Präsenz des Fabrikverkaufs naturgemäß kritisch. »Die Hersteller betätigen sich hier als Einzelhändler -Êaber zu Bedingungen auf der grünen Wiese, mit denen der Einzelhändler nicht konkurrieren kann«, klagt Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des OWL-Einzelhandelsverbandes. Ausgenommen von Genths Kritik sind ausdrücklich die Fälle, in denen ein Hersteller unter den gleichen Bedingungen wie ein Händler antritt -Êbeispielsweise Weber aus Halle in den »Houses of Gerry Weber«.
Neben dem Fabrikverkauf sind die Factory Outlets europaweit auf dem Vormarsch. Seit 2000 hat sich die Fläche verdoppelt. Vorreiter ist England. In Deutschland kommen zu Zweibrücken, Wustermark und Wertheim noch in diesem Jahr Ingolstadt und Gronau hinzu.

Folge 10 am Dienstag:
Geht's noch billiger: Internet

Artikel vom 16.06.2005