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Die deutsche
Damen-Dominanz

Fußball-EM: viel Lob vor dem Finale

Preston (dpa). Die Dominanz der deutschen Fußballerinnen bei der EM in England bringt die Konkurrenz zum Verzweifeln. Deshalb müssen die nüchternen Analysen von Tina Theune-Meyer den Gegnern schon wie verkappte Drohungen in den Ohren klingen.

»Wir können besser spielen und haben unser Potenzial noch nicht ausgeschöpft«, sagte die DFB-Cheftrainerin nach dem souveränen 4:1 (3:1) im Halbfinale gegen den über weite Strecken überforderten EM-»Lehrling« Finnland. Vor allem die mangelnde Chancenauswertung war Theune-Meyer vor ihrem letzten großen Finale gegen Norwegen (3:2 n.V. gegen Schweden) am Sonntag (16.15 Uhr/Eurosport) in Blackburn ein Dorn im Auge: »Wenn wir uns fürs Endspiel noch Tore aufgehoben haben, ist es aber in Ordnung.«
Finnlands Trainer Michael Käld war bereits nach zwölf Minuten im Deepdale-Stadion von Preston restlos bedient. Da lag der Außenseiter durch zwei Gegentreffer von Inka Grings (3./12.) und Conny Pohlers (8.) schon mit 0:3 zurück.
»Fünf Sekunden nach unserer eigenen Ecke lag der Ball zum 0:1 bei uns im Netz. Unglaublich, wie schnell die Deutschen von Abwehr auf Angriff umschalten und umgekehrt. Alle Spielerinnen sind physisch sehr stark. Ich glaube, jede von ihnen kann den Ball 70 Meter weit schießen«, lobte Käld den Titelverteidiger überschwänglich. Finnlands »Spielerin des Jahres«, Anne Mäkinen, war nicht minder fasziniert von der Power der DFB-Elf: »Manchmal ist es, als ob man gegen Männer spielt.«
Dennoch zogen die Skandinavierinnen, die in der Heimat zurzeit gefeiert werden wie Popstars und durch ein angebliches Nackt-Video für Schlagzeilen sorgten, eine positive Bilanz ihrer EM-Premiere. »Fürs erste Mal war das ganz gut. Wir sind ins Halbfinale gekommen, da kann man nicht enttäuscht sein. Ich bin sehr stolz auf mein Team«, sagte der Coach.
Falls es überhaupt eines Beweises für die beeindruckende Dominanz in Europa bedarf, hilft ein Blick in die Statistik: Die bis dato letzte Niederlage bei einem EM-Turnier kassierte die DFB-Elf im Juli 1993. Im Spiel um Platz drei unterlag man damals Dänemark 1:3. Seitdem stehen in den EM-Endrunden 1995, 1997, 2001 und 2005 in 19 Spielen 17 Siege und 2 Unentschieden zu Buche. Zählt man noch alle Qualifikationsspiele hinzu, ist der »Nimbus der Unbesiegbarkeit« erst recht nachvollziehbar: 42 Siege, 4 Remis und nur eine Schlappe (gegen Norwegen in der Qualifikation zur EM 1997) weist die Statistik aus.
Viele Experten in England fragen sich, ob die DFB-Elf, die tatsächlich noch nicht in Bestform spielte, überhaupt zu schlagen ist. »Das zeigt sich im Finale«, antwortete Theune-Meyer gelassen. Auf ihren näher rückenden Abschied sei sie vorbereitet, sagte »TTM«: »Ich hatte genug Zeit, mich darauf einzustellen. Jetzt genieße ich einfach diese EM, und dass wir im Finale stehen.«

Artikel vom 17.06.2005