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Der Schwimmer trommelt nicht

Volkshochschul-Direktor Dirk Ukena wird Sonntag 60 Jahre

Von Gerhard Hülsegge
(Text und Foto)
Bielefeld (WB). »Ich trommle nicht mit. Weder afrikanisch noch sonst wo«, sagt Dirk Ukena. Dass die Volkshochschule Bielefeld gleichwohl auch in Zukunft Dinge anbieten muss, die nicht alle auf Anhieb für sinnvoll halten, davon ist der Direktor der Einrichtung ebenfalls überzeugt. An diesem Sonntag, 26. Juni, feiert er seinen 60. Geburtstag.

»Wir müssen einen Beitrag zur Eingliederung von Menschen leisten, die mit Bildung keine guten Erfahrungen gemacht haben, damit sie ihre Probleme besser besser lösen können«, gibt Ukena die Richtung vor. »Und ein breites Angebot unterhalten, wo der Einzelne das findet, was er braucht«. Arbeitslosigkeit, Hartz IV und ALG II gehen auch und gerade nicht an einer Institution vorbei, die größtenteils aus Steuergeldern finanziert wird und sich der Weiterbildung einer sich im sozialen wie demographischen Wandel befindlichen Gesellschaft verpflichtet fühlt. Dirk Ukena ist überzeugt: »In ein paar Jahren hat es sich in ganz Deutschland ausgetrommelt«.
Bildung wird für die Menschen immer wichtiger, nimmt ohnehin schon jetzt den größten Teils des Angebotes für die Erwachsenen ein. »Und wer mit ihr gute Erfahrungen gemacht hat, investiert auch auch in sie«, sagt Ukena. Der gebürtige Münsteraner, mit Ehefrau Dorothea verheiratet und Vater eines inzwischen erwachsenen Sohnes (Milos, 38), hat nach dem Abitur sein Soziologie-Studium (mit Volkswirtschaft im Nebenfach) an den Universitäten Münster und Bielefeld mit Diplom abgeschlossen. Seit 1978 steht er der Volkshochschule Bielefeld vor. Erst im November vergangenen Jahres wurde ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen.
Aus diesem Anlass hatte die »Kriegsproduktion eines totalitären Staates« und das »frühe Friedenskind« (so Ukena über sich selbst) darauf hingewiesen, wie aus dem politisch engagierten Kritiker der Bundesrepublik Deutschland ein überzeugter Vertreter ihrer Werte wurde. Staat und Gesellschaft standen für ihn nicht mehr gegeneinander und in der Kontinuität des Nazistaates.
Vom Wunsch beflügelt, Neues mit zu gestalten, fiel unter anderem auch der Umbau der Ravensberger Spinnerei zum VHS-Domizil in seine mittlerweile 27 Jahre währende Amtszeit als Chef. »Das war eine Haupt-Herausforderung«, so Ukena rückblickend. Der Ravensberger Park 1 ist heute eine begehrte Adresse und Vorzeige-Immobilie der Stadt.
400 Kursleiter, ein Jahres-Etat von 3,3 Millionen Euro, 17000 Kursteilnehmer (33000 inklusive Einzelveranstaltungen) wollen verwaltet, verteilt, geführt, unterstützt und motiviert sein. Dirk Ukena ist in allem »der Zukunft zugewandt«, sympathisiert als SPD-Mitglied zwar nicht mit der Neuen Linken unter Lafontaine und Gysi, traut einer Liste aus PDS und WASG bei der vorgezogenen Bundestagswahl im Herbst aber durchaus den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde zu.
Als Ex-Wasserballer weiß der frühere Leistungsschwimmer, wie man »punktet«. Jeden Morgen dreht Dirk Ukena noch seine Runden sommertags im Wiesenbad und im Winter im Brackweder AquaWede und krault die 1000 Meter in 18 Minuten. Drei Jahre will er auch noch die VHS leiten. Um sich danach verstärkt seinen vielen ehrenamtlichen Aufgaben etwa als stellvertretendes Mitglied des WDR-Rundfunkrates, Vorsitzender des Fördervereins der Schlaganfall Selbsthilfe Bielefeld und Vorstandsmitglied von »Arbeit und Leben-DGB/VHS« (der Arbeitsgemeinschaft für politische und soziale Bildung im Land NRW e.V.) zu widmen.
Für Sonntag ist der Jubilar »entschwunden« in sein Ferienhaus nach Holland, liest eventuell in einer dicken, historischen Biographie. Gefeiert wird Mittwoch, 29. Juni, in der VHS. Rund 50 Gäste haben sich zur Gratulationscour angesagt.

Artikel vom 25.06.2005