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»Schweiger«
Zico redet
doch noch

Krach im Mexiko-Lager

Hannover (dpa). Stiller Ärger bei Japan, offener Streit bei Mexiko - die Vorbereitung auf den Confederations Cup verlief bei den beiden Außenseitern alles andere als reibungslos. Bei den Japanern sorgte vor allem der brasilianische Star-Trainer Zico mit seinem tagelangen Schweigen vor dem Spiel heute in Hannover (18.00 Uhr/live ZDF) für Verstimmung.
Trainer Zico.

Die Aussageverweigerung des einstigen Weltklasse-Fußballers ist aber nur eine Kleinigkeit im Vergleich zu den heftigen Streitereien bei den Mexikanern, die erst nach einem Machtwort von Weltverbands-Präsident Joseph Blatter beigelegt wurden.
Freundlich und fröhlich absolvierte Zico in den Tagen vor dem ersten Spiel seine Arbeit auf der Mehrkampfanlage in Hannover. Die kreischenden Nippon-Fans bekamen vom lächelnden Star ihre Autogramme. Nur die Journalisten ließ der Coach tagelang ratlos und mit leeren Notiz-Blöcken zurück. »Keine Interviews« wiederholte Japans Verbandsprecher Ichirota Fukushi monoton. Der Medienboykott, dem sich Starspieler Hidetoshi Nakata gleich anschloss, scheint eine kleine Rache des in Japan nicht unumstrittenen und teilweise heftig kritisierten Trainers.
Gesprächiger wurde Zico erst 25 Stunden vor dem Spiel. »Wir wollen erstmal gegen Mexiko gewinnen«, sagte der Brasilianer, der vor rund 20 Jahren als »weißer Pele« gefeiert wurde. »Für uns ist der Confederations Cup eine sehr gute Möglichkeit, schon für die Weltmeisterschaft in Deutschland zu üben.«
Gleich fünf Spieler muss Zicos Kollege Ricardo La Volpe ersetzen. Neben dem verletzten Abwehrchef Rafael Marquez vom spanischen Meister FC Barcelona - einziger Europa-Legionär im Aufgebot - fehlen vier Spieler von Chivas Guadalajara. Sie reisen erst am Spieltag an und haben das dem massiven Eingreifen Blatters zu verdanken. Der Verein wollte das Quartett nicht freigeben. Die tagelangen Streitereien beendete der FIFA-Chef mit der Drohung, Omar Bravo, Alberto Medina, Ramón Morales und José de Jesús Coronavier vom Spielbetrieb zu suspendieren, falls sie nicht nach Deutschland kommen.
Der aus Argentinien stammende La Volpe ist angesichts des inner- mexikanischen Machtkampfes sauer: »Das schadet unserer Arbeit, keine Frage. Unser Potenzial ist wegen der Ausfälle und der Verletzungen beschädigt.«

Artikel vom 16.06.2005