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Gegen die Mauer gekracht

Freies Training in Indianapolis: Ralf Schumacher erwischt es erneut

Von Volker Gundrum
Indianapolis (dpa). Ralf Schumacher ist wieder in Indianapolis in die Mauer gekracht.

Ein Jahr nach seinem schweren Unfall auf der größten Motorsport-Bühne der Welt erwischte es den 29-Jährigen am Freitag im zweiten Training erneut. Fast genau an der gleichen Stelle drehte er sich mehrmals und schlug mit seinem Toyota ausgangs der Steilkurve mit dem Heck in die Begrenzungsmauer. Diesmal ging es glimpflicher für ihn aus. Er stieg aus eigener Kraft aus seinem Auto, winkte ins Publikum und fuhr mit dem Rennarzt zu einer ersten kurzen Untersuchung.
Vor zwölf Monaten war er im Rennen nach einem Reifenschaden mit seinem BMW-Williams mit 297,6 Stundenkilometern in der spektakulären Steilkurve in die Betonmauer gekracht. Der Wahl-Österreicher hatte sich bei dem Crash eine schwere Gehirnerschütterung zugezogen, brach sich zwei Brustwirbel und verpasste sechs Rennen. »Die Erinnerung an den Unfall ist überhaupt nicht mehr da«, meinte er.
Spätestens als er erneut in die Betonmauer, die diesmal mit so genannten »Softwalls« gesichert war, einschlug, kehrte die Erinnerung zurück. Grund für den Abflug war nach Auskunft von Toyota-Chefingenieur Dieter Gass ein Reifenproblem. Auch Testfahrer Ricardo Zonta musste das zweite Training nach einem Reifenschaden ebenfalls abbrechen.
Als Ralf Schumacher ins Fahrerlager kam, eilte BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen zu ihm, ehe sich der Rennfahrer in die Toyota-Unterkunft zurückzog. Dann machte er ich noch einmal auf den Weg zum Arzt, da das Auge Probleme machte.
Schon im ersten Training war es nicht gut gelaufen. Nur sieben Runden konnte er nach technischen Schwierigkeiten an seinem Wagen drehen, beendete die Einheit als Zwölfter. Michael Schumacher im Ferrari fuhr zunächst auf Platz zehn und dann auf Rang vier. Nick Heidfeld im BMW-Williams wurde Vierter und Fünfter. WM-Spitzenreiter Fernando Alonso im Renault kam im ersten Teil auf Rang drei, der WM- Zweite Kimi Räikkönen im McLaren-Mercedes wurde im zweiten Teil des Trainings Zweiter. Zwei Mal Schnellster auf der 4,192 km langen Strecke war sein kolumbianischer Teamkollege Juan Pablo Montoya.
Schon am Vortag hatte es Ärger für ihn gegeben. Sein Bruder Michael maßregelte ihn öffentlich. »Ehrlich gesagt, glaube ich, dass Ralf genug andere Dinge hat, über die er nachdenken sollte«, sagte er. Ralf Schumacher soll gemutmaßt haben, dass der Ferrari-Star nicht mehr sehr lange fahren werde, denn ihm könnte nach der Niederlagenserie der Spaß an der Rennerei abhanden kommen. »Ich weiß nicht, wie er darauf kommt. Aber er ist nun mal der kleinere und jüngere Bruder«, sagte der ältere Schumacher. Manager Willi Weber schrieb Ralf Schumacher via »Bild« ins Stammbuch: »Er soll sich darauf konzentrieren, bei Toyota in Tritt zu kommen. Über Michael Schumacher und Ferrari zu philosophieren ist nicht seine Aufgabe.«

Artikel vom 18.06.2005