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Lösungen an der Schultafel

Mathe-Test wurde auch als reguläre Arbeit geschrieben

Von Ernst-Wilhelm Pape
Detmold (WB). Der Skandal um die ausspionierte und ins Internet gestellte landesweite Mathe-Klausur in Nordrhein-Westfalen wird immer größer. In einigen Schulen sollen die Lösungen am Tag des Tests sogar an der Tafel gestanden haben.

Das wird im Internet-Mathe-Treff behauptet. Unklar ist, ob Schüler oder Lehrer die Lösungen an die Schultafel geschrieben haben. Ferner wurde bekannt, dass die eigentlich anonymen Klausuren in der Jahrgangsstufe 11 in vielen Schulen als reguläre zweite Klausur im zweiten Schulhalbjahr geschrieben und benotet wurden.
Die Klausur war zentral den 628 Gymnasien und 217 Gesamtschulen von den fünf Bezirksregierungen angeboten worden. Sie wird auch zentral ausgewertet, damit die Schulen untereinander vergleichen können, wie sie beim Mathe-Unterricht stehen. Es habe sich in den vergangenen Jahren aber ergeben, dass diese Klausur auch als normale Mathearbeit geschrieben wird, sagte Leitender Regierungsschuldirektor Ingo Klemisch von der Bezirksregierung Detmold. Jede Klausur, die aufgrund von Auffälligkeiten wiederholt werden müsse, müsse von den Mathe-Lehrern selbst erarbeitet werden.
Die Bezirksregierungen würden die Sicherheitsbestimmungen bei der Übermittlung der Klausur verschärfen. Zum einen würden die Arbeiten nicht mehr per Email verschickt. Und zum anderen würden die Schulleiter die Aufgaben erst am Morgen der Arbeit den Mathe-Lehrern aushändigen. Klemisch riet Lehrern aber davon ab, nach der Mathepanne jetzt Polizei zu spielen. Hinweise auf einen oder mehrere Schüler, die die Aufgaben verraten hätten, gebe es noch nicht, sagte Klemisch. Eine Spur, die zu einem Schüler des Reismann-Gymnasiums in Paderborn geführt habe, sei eine bewusst falsch gelegte Fährte gewesen. Mitschüler hätten vermutlich einen Kameraden anschwärzen wollten. Der betroffene Schüler selbst habe eine fünf in der Klausur geschrieben, sagte Schulleiter Hans-Georg Schroer dieser Zeitung.
Wenn der noch unbekannte Schüler die Aufgaben durch Zufall an einem Kopierer gefunden habe, werde es keine strafrechtlichen Schritte geben, sagte Maria Kisting-Dierker, Schulrechtsdezernentin der Bezirksregierung Detmold. Bei krimineller Energie, wie einem Einbruch, ergebe sich eine neue Lage. Noch gebe es keine konkrete Spur. Die zahlreichen Bekenner-Emails seien von Trittbrettfahrer verschickt worden.

Artikel vom 14.06.2005