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UniCredit will
Stellen abbauen

2000 Arbeitsplätze in Deutschland

München (dpa). Die italienische Großbank UniCredit will nach der Übernahme der HypoVereinsbank massiv Arbeitsplätze in Deutschland streichen. Sieben Prozent der Stellen in Deutschland sollen zusätzlich wegfallen, kündigte UniCredit-Chef Alessandro Profumo gestern an. Dies wären bis zu 2000 Arbeitsplätze.

Zusammen mit einem bereits verkündeten Sparprogramm entfallen damit etwa 4000 Arbeitsplätze bei der zweitgrößten deutschen Bank. »Der Stellenabbau ist ein großes, großes Problem«, sagte HVB-Aufsichtsrat Hanns-Peter Kreuser vom Deutschen Bankangestellten-Verband in München. Insgesamt gehen durch die deutsch-italienische Bankenehe 9200 Arbeitsplätze verloren, der Großteil davon in Osteuropa.
Beide Banken hatten ihre Pläne für die bisher größte grenzüberschreitende Fusion in Europa, wie berichtet, am Sonntagabend bekannt gegeben. UniCredit bietet gut 15 Milliarden Euro in eigenen Aktien für die HypoVereinsbank. Der HypoVereinsbank-Aufsichtsrat empfahl den Aktionären nach langer, kontroverser Diskussion, das Angebot anzunehmen. Aufsichtsratschef Albrecht Schmidt sträubte sich aber bis zuletzt gegen die Aufgabe der Unabhängigkeit.
Arbeitnehmervertreter sind enttäuscht über den geplanten massiven Arbeitsplatzabbau bei der HypoVereinsbank. »Wir haben verhandelt, aber es ist nicht das rausgekommen, was wir erwartet hatten«, sagte Kreuser. Es sei unklar, wo die Stellen in Deutschland nach dem Abbau der vergangenen Jahre überhaupt noch gestrichen werden könnten. Die HypoVereinsbank hatte erst im Februar angekündigt, im Rahmen des neuen Sparprogramms PRO würden 2200 bis 2400 Stellen gestrichen. Kreuser befürchte, jetzt gebe es nur noch wenig Möglichkeiten, Einfluss zu nehmen. »Das Thema ist erledigt.« Nun könnten nur noch die Aktionäre »mit den Füßen abstimmen«, in dem sie das Übernahmeangebot der Italiener nicht annehmen. Das sei aber nicht zu erwarten.
UniCredit will für drei Jahre auf betriebsbedingte Kündigungen verzichten, wurde bei der HypoVereinsbank bestätigt. Zudem gibt es eine Bestandsgarantie für das Deutschlandgeschäft über fünf Jahre. Allerdings kann der UniCredit-Aufsichtsrat diese Zusage mit einer Mehrheit von 19 von 24 Mitgliedern kassieren.
UniCredit erhofft sich durch die Übernahme bis 2007 die Rückkehr zur alten Ertragskraft. Bis dahin wolle die Bank mehr als sechs Milliarden Euro verdienen, sagte Profumo. Im laufenden Jahr rechnet UniCredit aber zunächst mit Restrukturierungskosten von 1,35 Milliarden Euro. Die geplanten Synergieeffekte durch die Übernahme von jährlich 745 Millionen Euro sollen bis zum Jahr 2008 schrittweise realisiert werden.

Artikel vom 14.06.2005