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»Ich lebe (noch)
durch die Kunst«

Jörg Immendorff wird 60 Jahre alt

Düsseldorf (dpa). Er ist einer der herausragenden deutschen Maler der Gegenwart. Doch seine Bilder spielten in letzter Zeit nur eine untergeordnete Rolle. Jörg Immendorff wird heute 60 Jahre alt.Der Maler Jörg Immendorff in einer Düsseldorfer Galerie.Foto: dpa
Mit Sex- und Drogenexzessen sorgte er für Furore - dann wurde bekannt, dass er an einer tödlichen und unheilbaren Nervenkrankheit leidet. Teilweise gelähmt, hat er dennoch nicht aufgehört zu malen. »Ich lebe durch die Kunst«, sagte Immendorff jüngst, als er seinem Rauswurf aus der Düsseldorfer Kunstakademie nur knapp entronnen war.
In der Kunstszene ist Jörg Immendorff seit langem eine feste Größe. Beim Ranking des Capital-»Kunstkompass« konnte sich der Düsseldorfer Kunstprofessor zuletzt sogar um zehn Plätze verbessern und zählte als 51. zu den 100 gefragtesten Künstlern der Welt.
Am Anfang der Karriere stand eine programmatische Aussage: Ein Ölbild, das er durchgestrichen und mit dem frechen Schriftzug »Hört auf zu malen!« versehen hatte. Das war in den späten 60er Jahren. Damals hatte der Schüler von Joseph Beuys Zweifel an der Malerei und erfand - in den Hochzeiten der studentischen Protestbewegung - »LIDL«: Eine am Happening orientierte Kunstform. Kunst sollte politisch und gesellschaftlich wirken und gesellschaftspolitische Vorgänge reflektieren. Dieser Haltung ist Immendorff bis heute treu geblieben. Künstler sein bedeute, sich »intensiv mit gewissen Fragen«, den Mechanismen von Kunst und Gesellschaft auseinander zu setzen, hatte Immendorff kürzlich gesagt.

Artikel vom 14.06.2005