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Mit Vorlage
und Phantasie

Grünes Gewölbe wird restauriert

Von Simona Block
Dresden (dpa). Alles berühmte Gebäude: der Zwinger, die Semperoper, das Taschenbergpalais, die Hof- und Frauenkirche - das »Elbflorenz« Dresden ist für den historischen Wiederaufbau seiner Barockbauten in höchster Qualität weltbekannt. Bis Jahresende soll mit dem Historischen Grünen Gewölbe im einstigen Residenzschloss ein weiteres handwerkliches Meisterstück folgen.

»Das Grüne Gewölbe ist wohl die einmalige Synthese aus künstlerischer und handwerklicher Meisterleistung«, sagt Finanzminister Horst Metz (CDU). Seine Wiederherstellung zeige, dass die Tradition nach 300 Jahren noch lebendig sei. Das Historische Grüne Gewölbe war die Schatzkammer der sächsischen Kurfürsten.
Die etwa 100 Restauratoren, Künstler und Handwerker sollen den im letzten Jahr des Zweiten Weltkrieges, 1945, teils zerstörten Schlossräumen wieder die barocke Fassung von 1733 geben. Restaurator Bernd Garten setzt behutsam im Juwelenzimmer den Pinsel an, prüft mehrmals jeden Strich. »Es gibt keine Befunde, wir orientieren uns an Analogbeispielen und in Anlehnung an historische Techniken.« Ganz langsam schaffen er und Restaurator-Kollege Wolf-Günter Pietsch ein Muster aus Pariser oder Preußisch Blau und Karminrot.
Restaurator Hans-Christoph-Walther, der das Elfenbeinzimmer gestaltet, hat nicht alte Pläne studiert, sondern vor allem Arbeiten des Hoflackierers Christian Reinow, der auch dieses Zimmer ausmalte. Walther ließ seine Farben analysieren, um danach über 90 Farbtöne zu mischen. Nun sehen die Verkleidungen aus Holz wie Marmortafeln aus. »Ich habe ein erhaltenes Stück als Vorlage und dann noch meine Phantasie«, sagt Walther. Dass er über eine immense Erfahrung verfügt, verschweigt er bescheiden.
Die hinter einer Schleuse liegenden Bernstein- und Bronzezimmer sollen dazu dienen, die Anzahl der Besucher im »begehbaren Tresor« bei konstant 120 pro Stunde zu halten. Der Zutritt wird getaktet, die Besucher in Metallschleusen von Staub und Schmutz befreit. Modernste, für ein Museum ungewöhnliche Sicherheitsvorkehrungen seien nötig, da viele Kunstwerke nicht unter Glas, sondern frei stehen werden.
Das Silbervergoldete Zimmer erstrahlt schon in dunklem Grün. Ein Drittel der Verkleidungen wurde 1945 Opfer eines Schwelbrandes und musste neu hergestellt werden. Da es keine Pläne aus der Bauzeit gibt, orientieren sich die Restauratoren an guten Fotos, wobei Details nur mit Lupe erkennbar sind. »Viele Sachen wurden erst beim Einbau vor Ort stimmig gemacht«, erzählt Restaurator Karsten Püschner. Damals sei der Handwerker auch Künstler gewesen. Insgesamt investiert der Freistaat Sachsen indas bereits eröffnete Gewölbe und den historischen Teil 41,6 Millionen Euro.

Artikel vom 14.06.2005