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Sattelfest mit Sondertraining

Confederations Cup: Klinsmann stärkt der Abwehr den Rücken

Frankfurt/Main (dpa). Mit demonstrativer Rückendeckung und Trainings-Sonderschichten will Jürgen Klinsmann seine löchrige Abwehr in letzter Minute sattelfest für den Confederations Cup machen. Der Bundestrainer verteidigte seine Defensiv-Abteilung gegen die anhaltende Kritik und glaubt trotz der bedenklichen Aussetzer in den letzten Testspielen an den Erfolg bei der Mini-WM.

»Wir wissen, es wird viel über die Abwehr diskutiert, aber sie ist nicht unser Sorgenkind«, erklärte Klinsmann und bemühte sich viel mehr darum, Vorfreude auf das Eröffnungsspiel morgen (21.00 Uhr/ARD und Premiere) in Frankfurt gegen Außenseiter Australien zu wecken: »Das Kribbeln geht los. Die Mannschaft ist heiß. Wir wollen optimal in das Turnier starten.« Der Bundestrainer erwartet gegen den Ozeanien-Meister einen Sieg, womit die DFB-Auswahl vor den weiteren Vorrundenspielen gegen Tunesien und dem Gruppen-Favoriten Argentinien Kurs auf ihr Minimalziel Halbfinale nehmen würde.
Team-Manager Oliver Bierhoff räumte ein, dass die neue Teamleitung bei ihrer ersten großen Bewährungsprobe um die Verpflichtung zum Erfolg weiß. »Wenn wir das Halbfinale nicht erreichen, wird eine Enttäuschung da sein und große Kritik aufkommen«, sagte Bierhoff. Er warb darum, bei einem Scheitern in der Vorrunde nicht in Panik zu verfallen. »Wir wissen, viele schauen jetzt, was passiert, wenn es drauf ankommt. Aber man sollte - egal, wie es ausgeht - nicht nur alles schwarz-weiß sehen«, sagte Bierhoff.
Klinsmann will trotzdem seinen Akteuren eine »gewisse Lockerheit« verordnen. »Jeder Spieler hat viel vor und will sich für die WM 2006 positionieren. Aber wir wollen nicht, dass sie einen Tunnelblick bekommen.« Die Mini-WM soll in erster Linie ein Test bleiben, weshalb er auch nicht von Erlebnis- auf Ergebnisfußball umschalten will. »Wir haben unsere Spielphilosophie klar definiert, und die geht nach vorne. Das werden wir auch hier fortsetzen«, verkündete Klinsmann. Einen kleinen Einspruch gab es aber vom Noch-Münchner Torsten Frings, der forderte, in letzter Konsequenz doch das nackte Resultat zu sehen: »Wir müssen lernen, wenn wir kurz vor Schluss führen, das Spiel nach Hause zu bringen.«
Dafür braucht man eine stabile Defensive, die für Klinsmann allerdings eine kollektive Aufgabe ist. »Eines muss man auch klar sagen: Die Abwehrarbeit geht bei den Stürmern los. Wir müssen uns als gesamte Mannschaft besser verhalten«, sagte er. Das Augenmerk in der Trainingsarbeit galt aber der unerfahrenen Abwehrkette. Während die Offensiv-Abteilung um Kapitän Michael Ballack nach den Fitness-Übungen lockere Torschuss-Aktionen absolvieren durfte, paukte Assistenzcoach Joachim Löw mit den Defensiv-Kräften das Abwehr-ABC.
Wie die Abwehr gegen Australien aussehen wird, scheint noch offen. Nur Per Mertesacker innen und Thomas Hitzlsperger links haben ihre Plätze sicher. Arne Friedrich und Robert Huth rangeln um den zweiten Platz im Zentrum, Andreas Hinkel und Patrick Owomoyela um den Startplatz rechts hinten. Der Leverkusener Bernd Schneider ist dort weiterhin nur als letzte Lösung wie beim 2:2 gegen Russland vorgesehen. Bei der Taktik-Schulung am Montag war er nicht dabei.
Schneider bleibt erste Wahl im rechten Mittelfeld und Sebastian Deisler bleibt wohl nur die Joker-Rolle, während neben den gesetzten Ballack und Frings ihr formstarker Vereinskollege Bastian Schweinsteiger den Vorzug vor Fabian Ernst erhalten müsste. Im Angriff deutet alles auf ein Schalker Duo hin: Neben Gerald Asamoah ist Kevin Kuranyi gesetzt.

Artikel vom 14.06.2005