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Deutsch-Türke muss nach Amokfahrt ins Gefängnis

Dreieinviertel Jahre Haft - VW wurde eingezogen

Bielefeld (uko). Dreieinviertel Jahre Haft soll der Mann absitzen, der vor einem Kindergarten in Sennestadt eine Amokfahrt startete. Das Landgericht Bielefeld verurteilte den gebürtigen Türke Fatih C. (32) wegen Körperverletzung, Nötigung, Freiheitsberaubung und wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr.

Ursache für die Straftaten im Oktober und November vergangenen Jahres waren die Beziehungsprbleme zwischen Fatih C. und seiner getrennt von ihm lebenden Ehefrau Elvira F. (Name geändert). Das Paar, das drei Kinder hat, hatte sich seit 2001 zunehmend entfremdet, mehrmals war Fatih C. aggressiv geworden und hatte seine Frau geschlagen.
Immer stärker reifte in ihm der Verdacht, Elvira F. habe ein Verhältnis zu einem befreundeten Türken. Während des laufenden Scheidungsverfahrens lauerte Fatih C. gemeinsam mit einem Bekannten seiner Ehefrau am 8. Oktober 2004 auf der Rheinallee auf und zerrte sie in einen VW Sharan. Auf der dann folgenden Fahrt nach Schloß Holte-Stukenbrock bedrohte er die Frau mehrmals mit dem Tod. Er schlug und würgte sein Opfer. In Schloß Holte wurde die Ehefrau aus dem Wagen geworfen.
Nachdem die Scheidung Wochen später vollzogen und das gemeinsame Sorgerecht für die Kinder einvernehmlich geregelt worden war, kam es am 4. November 2004 zu dem zweiten, noch gravierenderen Vorfall. An jenem Nachmittag fuhr Fatih C. vor dem St.-Thomas-Morus-Kindergarten an der Rheinallee mit seinem VW Passat vor, als die Ex-Ehefrau gerade die Kinder aus dem Hort abholte. Sie war in Begleitung des vermeintlichen Liebhabers Ismir S. Der Deutsch-Türke hielt mit seinem Wagen auf die Personengruppe zu. Während Elvira F. zur Seite springen konnte, wurde S. leicht am Bein verletzt. Daraufhin setzte C. seinen Wagen zurück und fuhr erneut an. Der Passat krachte mit voller Wucht in den Eingang des Kindergartens.
Die 10. Große Strafkammer blieb am Dienstag deutlich unter dem Strafantrag von Oberstaatsanwalt Klaus-Detlef Roewer (vierhalb Jahre Haft), kam aber auch dem Antrag von Verteidiger Holger Rostek (Freiheitsstrafe zur Bewährung) nicht nach. Nach einem einvernehmlichen Rechtsgespräch war auch das angeklagte Delikt des versuchten Totschlags vorzeitig »vom Tisch«. Fatih C. habe seine Einlassung, die Kammervorsitzende Jutta Albert gerade noch als »Teilgeständnis« apostrophierte, »auswendig gelernt«. Seine Ex-Ehefrau habe ihre Vorwürfe dagegen »aufgebauscht«. Durch seine Taten habe C. seine Kinder »eigentlich verloren«, so Albert. Das Gericht verhängte eine Sperre zur Neuerteilung einer Fahrerlaubnis von drei Jahre Dauer. Die Überreste des VW Passat wurden eingezogen. Der Haftbefehl gegen den Mann bleibt aufrecht erhalten und in Vollzug.

Artikel vom 15.06.2005