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Arbeitnehmerwarten weiter auf Abfindung

Kritik an Omnia-Insolvenzverwalter

Von Dirk Schröder
Detmold (WB). Nach mehr als drei Jahren ist das Insolvenzverfahren der Detmolder Firma »Omnia/Sen Möbel« noch immer nicht abgewickelt. Damals sind gut 300 Beschäftigte arbeitslos geworden, nur etwa 40 haben bisher einen neuen Job gefunden.

Da die den Arbeitnehmern zustehenden Abfindungen noch immer nicht in voller Höhe ausgezahlt worden sind, wächst bei ihnen der Unmut. Der frühere Betriebsratsvorsitzende Michael Frenzel: »Außer einer 1. Rate haben wir nichts bekommen.« Gestern machten frühere Omnia-Mitarbeiter zusammen mit der IG Metall ihrem Unmut Luft. Ihr Ärger richtet sich heute vor allem gegen den Insolvenzverwalter Jürgen von Olberg (Detmold).
Reinhard Seiler, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Detmold: »Besonders empört sind wir und die Betroffenen darüber, dass der Insolvenzverwalter sich für seine ungenügende Arbeit in einer unvertretbaren Höhe vergüten lässt. Er kassiert mehr, als alle 300 Beschäftigten an Abfindung bekommen.« Seiler bezifferte das Honorar auf 700 000 Euro. Auch Rechtsanwalt Klaus Pahde, der die Arbeitnehmer vertritt, warf Olberg vor, sich nicht angemessen um das Verfahren gekümmert zu haben, damit die Mitarbeiter-Forderungen erfüllt werden. »Für Ende März hatte er eine Schlussabrechnung angekündigt, nichts ist passiert.«
Insolvenzverwalter von Olberg zeigte gestern gegenüber dieser Zeitung zwar Verständnis für die früheren Omnia-Mitarbeiter, wies die Vorwürfe jedoch entschieden zurück. »Ich kann das Verfahren noch nicht abschließen, weil die Insolvenzmasse noch nicht voll verwertet ist.« Olberg erinnerte daran, dass noch drei Prozesse liefen, und er eine Erweiterung der Masse um 120 000 Euro erreichen werde. Erst dann könne die Höhe des Sozialplans ermittelt werden, für den immer nur ein Drittel der Masse ausgezahlt werden dürfe. Er rechnet mit einem Abschluss zum Jahresende.
Olberg wehrte sich gestern auch gegen den Vorwurf, er habe es nicht geschafft, die Firma zu retten, nachdem die Familie Hilker, so Seiler, die »Omnia Möbelwerke vor die Wand fahren ließ«. Alle von Olberg beauftragten Gutachter seien der Auffassung gewesen, die Firma hätte nur gerettet werden könne, wenn die Belegschaft auf Dauer auf 20 Prozent des Lohns verzichtet hätte. Olberg: »Die meisten Arbeitnehmer hätten dies gewollt, die Gewerkschaft hat damals nein gesagt.«
Und so könnte der letzte Akt aussehen: Die wenigsten Mitarbeiter haben einen neuen Job bekommen, sind mittlerweile Arbeitslosengeld-II-Empfänger. Und wenn sie ihre Abfindung bekommen, wird diese womöglich auf das ALG II angerechnet. Seiler: »Dies kann ein Problem werden, wäre aber eine Granate.«

Artikel vom 15.06.2005