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Förderkreis schenkt der
Kunsthalle Condo-Werke

Die erste Komplett-Finanzierung ohne Förderung

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Der Förderkreis der Kunsthalle hat zum ersten Mal ohne öffentliche Teilförderung gleich zwei Kunstwerke erworben: die beiden Ölbilder »For the Victims of W.T.C.« und »Terrorism on Sept. 11« des amerikanischen Künstlers George Condo.

Förderkreis-Vorsitzender Sigurd Prinz übergab die beiden großformatigen Bilder der Stadt mit dem Ziel, sie, wie er sagte, »der Sammlung der Kunsthalle einzuverleiben«. Beide Bilder sind Exponate der Kunsthallen-Ausstellung »George Condo. One Hundred Women«, die in Anwesenheit des Künstlers am Sonntag, 19. Juni, 11.30 Uhr eröffnet wird.
Die Bilder waren bereits in der Salzburger Condo-Ausstellung zu sehen, die der Bielefelder Kunsthallen-Direktor Dr. Thomas Kellein ebenfalls kuratiert hat. Sigurd Prinz: »Auch da waren sie bereits mit dem Etikett 'Geschenk des Förderkreises Kunsthalle Bielefeld' versehen.« Ursprünglich sollten die beiden Bilder 100 000 US-Dollar kosten, Condo schenkte dem Förderkreis schließlich ein Bild, so dass dieser 50 000 Dollar aufbringen musste. Der Vorsitzende: »Obwohl die Motive alles andere als gefällig sind, gab es einhellige Zustimmung bei der Mitgliederversammlung.«
Bei der Vorbereitung der Ausstellung war Thomas Kellein 2003 in einem Lager mit Kunstwerken von George Condo. Dort entdeckte er die beiden Arbeiten, die unmittelbar nach dem 11. September 2001 entstanden sind - Condos Atelier liegt in der Nähe von »Ground Zero«. Die Bilder zeigen Menschen, die schreiend durch die Straßen laufen, umgeben von einer Staubwolke, die Gesichter vor Angst verzerrt. Kellein berichtet, dass Condo, nachdem er die beiden Bilder gemalt hatte, monatelang nicht mehr zum Pinsel gegriffen habe, stattdessen Skulpturen aus Goldbronze - Köpfe - erarbeitet habe. Kellein: »Damit will der Künstler nach dem heroischen Charakter von getöteten und geopferten Menschen fragen.«
Der Förderkreis der Kunsthalle habe inzwischen 600 Mitglieder, so Prinz. Bislang habe die Vereinigung die Schlussfinanzierung beim Erwerb von Kunstwerken für die Kunsthalle übernommen - unter anderem für Arbeiten von Thomas Schütte, Vanessa Beecroft, Olafur Eliasson, Adam Fuss und Hiroshi Sugimoto. Sigurd Prinz macht klar: »Auf Dauer kann die öffentliche Hand den Erwerb von Kunstwerken für Museen nicht auf Bürger abwälzen.«

Artikel vom 14.06.2005