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Hornitex ist »nicht erpressbar«

Verhandlungen mit Kronotex geplatzt - personellen Kahlschlag verhindert

Von Dietmar Kemper
Horn-Bad Meinberg (WB). Die Schweizer Krono-Holding wollte bei dem insolventen Spanplattenhersteller Hornitex drastisch Personal abbauen. »In Horn sollten vorläufig nur noch 600 Mitarbeiter bleiben«, sagte Hans Vieregge von der IG Metall gestern dieser Zeitung.

Derzeit sind am Standort Horn 1011 Männer und Frauen beschäftigt. Weil sowohl die Verringerung der Belegschaft um fast die Hälfte als auch das finanzielle Übernahmeangebot der Schweizer »nicht akzeptabel« gewesen seien, hätten Insolvenzverwalter Werner Schreiber, Geschäftsführung und IG Metall keinen Sinn in weiteren Verhandlungen mit Kronotex gesehen, sagte Vieregge. Der Erste Bevollmächtigte der Gewerkschaft fand für Schreiber lobende Worte: »Als Insolvenzverwalter hängt er nicht nur an den Lippen der Banken, sondern misst auch der sozialen Seite große Bedeutung bei. Das ist leider nicht selbstverständlich.« Die Belegschaft habe großes Vertrauen zu ihm.
Seit vier Jahren befindet sich Hornitex im lippischen Horn-Bad Meinberg im Insolvenzverfahren. Abgesehen von Horn unterhält der Spanplattenhersteller Werke in Beeskow (Brandenburg) und Duisburg. Während die Schweizer Investoren sich hauptsächlich für das Werk in Beeskow interessierten, wollten Schreiber, Geschäftsführung und IG Metall das Unternehmen als Ganzes erhalten. Das Scheitern der Verhandlungen sieht Vieregge nicht als Rückschritt. Vielmehr gehe davon das deutliche Signal an andere Interessenten aus, »dass wir nicht erpressbar und kein billiger Jakob sind«. Aktuell würden mit zwei Investoren aus Deutschland Verhandlungen geführt.
Zeitdruck bestehe nicht, denn Hornitex sei »gut im Geschäft«. Alle drei Standorte seien voll ausgelastet, die Kunden hielten Hornitex die Treue, betonte der Gewerkschafter. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müsse weiter in Anlagen investiert werden. Bis 2008 sind in Horn Investitionen von 20 Millionen Euro vorgesehen, derzeit fließen 4,2 Millionen in eine Abgasreinigungsanlage. Vieregge kündigte an, dass Mitteldichte Faserplatten aus Laminat künftig in Horn nicht mehr veredelt würden. »Der Plattentourismus ergibt keinen Sinn«, sagte der Gewerkschafter. Statt wie bisher 600 Kilometer von Beeskow nach Horn transportiert zu werden, würden die Platten künftig in Brandenburg auch veredelt. Entlassungen »im dreistelligen Bereich« seien deshalb in Horn nicht zu verhindern. Wer nicht wirtschaflich handele, habe bei dem »heißen Preiskampf« in der Branche keine Chance. Vieregge: »Der Spanplattenmarkt ist durch Überkapazitäten gekennzeichnet.«

Artikel vom 13.06.2005