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Martin Kannegiesser ist gegen Lohnerhöhungen.

»Lohnerhöhung belastet zusätzlich«

Kannegiesser: Kein geeignetes Mittel zur Stärkung des Binnenmarkts

Hamburg (Reuters). Der Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Martin Kannegiesser aus Vlotho, hat Forderungen führender SPD-Politiker nach Lohnerhöhungen zur Ankurbelung der Binnenwirtschaft zurückgewiesen.

Das Argument, höhere Löhne führten zu mehr Nachfrage, sei nicht stichhaltig, betonte Kannegiesser. »Von 100 Prozent höheren Kosten, die die Betriebe sofort spüren, kommen in den Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie allenfalls zehn Prozent als zusätzliche Nachfrage an - und das mit großer Verzögerung«, sagte Kannegiesser. Der allergrößte Teil verpuffe durch höhere Steuern und Abgaben, durch den Kauf von Importprodukten und stärkeres Sparen.
»Gerade in der jetzigen Situation müssen wir uns vergegenwärtigen, dass jede über den Produktivitätsfortschritt hinausgehende Lohnerhöhung proportional zu Personalabbau führen wird, wie es die Beispiele vieler Branchen beweisen«, sagte der Gesamtmetall-Präsident weiter. Lohnerhöhungen sollten sich künftig nur am Produktivitätszuwachs orientieren.
Gut ein halbes Jahr vor Beginn der Tarifverhandlungen für die über drei Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie sagte der Gesamtmetall-Chef: »Die Verteilungsspielräume sind sehr gering geworden.« Kannegiesser wies Aussagen von IG-Metall-Chef Jürgen Peters zurück, der nach dem Stahlabschluss gesagt hatte, die Jahre des Verzichts seien vorbei. Im Übrigen treffe der Hinweis auf steigende Gewinne in der Breite nicht auf die Metall- und Elektrobranche zu. Die durchschnittlichen Renditen lägen nur bei etwas über zwei Prozent.
Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement und Finanzminister Hans Eichel hatten sich angesichts steigender Unternehmensgewinne für höhere Lohnabschlüsse ausgesprochen, um die Binnenkonjunktur anzukurbeln. Wo es wie in der Stahlbranche vertretbar sei, sollten angemessene Einkommensverbesserungen vereinbart werden. In der Stahlindustrie waren zuletzt Einkommenserhöhungen von 3,5 Prozent vereinbart worden.

Artikel vom 13.06.2005