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»Reich und blöd« - Szenen der »Netzwerkgeneration«

Theater zeigt das Ergebnis von acht Monaten harter Arbeit

Bielefeld (kh). Baby Boomers, Generation X - jede Generation hat ihren eigenen Namen. Und wie heißt die Jugend von heute? Soziologen haben sie die »Netzwerkgeneration« genannt, und der Jugendclub des Theaters Bielefeld hat unter diesem Motto seine aktuelle Produktion »Reich und blöd - Die Jugend von heute« entwickelt, die am kommenden Mittwoch, 15. Juni, um 20 Uhr im TAMoben Premiere hat.

Die Jugend von heute ist reich und blöd, sie verspielt ihre Zukunft, ist politisch desinteressiert und hat nur Spaß im Kopf. Stimmt gar nicht, sagt Regisseur Joachim von Burchard und hat zusammen mit seinem Ensemble Szenen entwickelt, die zeigen, wie facettenreich die Gruppe der Jugendlichen tatsächlich ist. »Das Stück führt die Tradition des Jugendclubs fort, thematisch zu arbeiten und eigene Texte in szenischen Collagen mit fremden Texten zu verbinden«, erklärt Theaterpädagoge Carsten Thuesen.
Ein soziologisches Sachbuch über die Netzwerkgeneration stand am Anfang, viele Ideen hatten sich in von Burchards Kopf gesammelt. Zusammen mit 14 Jugendlichen hat der Göttinger Regisseur daraus Szenen geschaffen, die sich mit Themen wie Liebe, Sexualität, Schule und Arbeit beschäftigen - unterhaltsam und informativ. Seit Ende Oktober hat er mit seinen Schauspielern zwei Mal die Woche geprobt. »Viele Szenen haben sich gemeinsam mit den Jugendlichen entwickelt. Wer passt zu welcher Spielszene und was funktioniert überhaupt? Das mussten wir erst herausfinden«, beschreibt er seine Arbeit.
Esther Althoff war bereits im vergangenen Jahr dabei: »Der Unterschied zur Theater-AG an der Schule ist die Arbeit mit Profis. Bevor wir mit der Produktion begonnen haben, stand eine Trainingseinheit über professionelles Schauspiel auf dem Programm. Wie stelle ich Emotionen dar, konzentriere mich richtig«, erklärt die Schülerin. »Wir haben gelernt, die gleichen Texte ganz unterschiedlich zu spielen«, fügt Sophie Brodführer hinzu. Die Nachwuchsschauspieler schätzen besonders, dass sie sich und ihr Leben immer wieder einbringen konnten.
Wie spricht die Jugend von heute, was hört sie für Musik, was guckt sie im Fernsehen? Das Stück geht diesen Fragen auf den Grund. »Als vor einigen Monaten eine Szene über Jugendsprache entstand, wussten wir, dass wir sie wahrscheinlich noch mehrfach anpassen müssen - so schnelllebig sind die Ausdrücke«, lacht Joachim von Burchard. Er habe in sieben Jahren Jugendclub immer wieder hinzu gelernt. Wahrscheinlich wird »Reich und blöd« seine letzte Bielefelder Produktion sein. »Fest steht, den Jugendclub wird es weiterhin geben, und für die kommende Spielzeit können sich Jugendliche von 16 Jahren gerne bewerben«, so Carsten Thuesen.

Artikel vom 14.06.2005