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Schreiben gegen
die Entzauberung

Büchner-Preis an Brigitte Kronauer

Darmstadt (dpa). Die Schriftstellerin Brigitte Kronauer (64) erhält in diesem Jahr den Georg-Büchner-Preis. Die renommierteste deutsche Literaturauszeichnung ist mit 40 000 Euro dotiert.
Nach vielen Preisen nun den begehrten Büchner-Preis: Brigitte Kronauer.Foto: dpa

Der Preis wird an Kronauer, die zu den wichtigsten deutschen Autoren der Gegenwart zählt, am 5. November überreicht. Dies teilte die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung am Freitag mit. Die in Hamburg lebende Autorin gilt als präzise und sinnliche Beobachterin, die gegen die Entzauberung der Welt anschreibt. Zuletzt wurde vor allem ihr 2000 erschienener Roman »Teufelsbrück« hochgelobt.
Aus großbürgerlichem Elternhaus in Essen stammend, wurde Brigitte Kronauer zunächst Lehrerin. Bis 1971 unterrichtete sie in Aachen und Göttingen. Dann verwirklichte sie ihren größten Wunsch, den sie schon als Jugendliche hatte, und wurde Schriftstellerin. Seit 1974 lebt sie in Hamburg. Ihre ersten Bücher mit Erzählungen und Lyrik erschienen noch im Selbstverlag oder bei alternativen Kleinverlagen.
Ihr erster großer Erfolg »Frau Mühlenbeck im Gehäus« schildert ebenso wie ihr zweiter Roman »Rita Münster« (1983) den Lebenslauf und die Entwicklung einer Frau. Schon an ihrem Debütroman lobten die Rezensenten sprachliche Kunstfertigkeit, Sicherheit des Stils und Originalität der Beobachtung. Der Roman »Die Frau in den Kissen« (1990) schloss die mit »Rita Münster« begonnene und mit dem »Berittenen Bogenschützen« fortgesetzte Trilogie zum Thema Emanzipation ab.
Brigitte Kronauer wurde mit zahlreichen Preisen bedacht. Die Liebesgeschichte »Teufelsbrück« wurde 2003 mit dem Grimmelshausen-Preis ausgezeichnet. Der Roman »Verlangen nach Musik und Gebirge« (2004) wurde mit dem Bremer Literaturpreis der Rudolf-Alexander-Schröder-Stiftung ausgezeichnet.
Der Büchner-Preis ist nach dem deutschen Dramatiker und Revolutionär Georg Büchner benannt, der 1813 im Großherzogtum Hessen geboren wurde und 1837 in Zürich starb. Die seit 1950 in Darmstadt ansässige Akademie für Sprache und Dichtung hat festgelegt, dass die Auszeichnung nur Schriftsteller und Dichter erhalten sollten, die »durch ihre Arbeiten und Werke in besonderem Maße hervortreten und an der Gestaltung des gegenwärtigen deutschen Kulturlebens wesentlichen Anteil haben«. Zu den bisherigen Preisträgern gehören Friedrich Dürrenmatt, Heinrich Böll, Erich Kästner, Günter Grass, Wolf Biermann und Friederike Mayröcker. 2004 ging die Auszeichnung an Wilhelm Genazino.

Artikel vom 11.06.2005