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Das Mittelalter im
Mix mit Kabuki

Magisches Tanzstück um Merlin

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Es ist eine Sage aus dem Mittelalter mit Liebe und Hass, Kampf, Heimtücke, tiefem Schmerz und Betrug. Als sein letztes Stück in Bielefeld brachte Choreograf Philip Lansdale »Corwalch - Die Legende von Merlin« auf die Bühne der Rudolf-Oetker-Halle.

Als Bilderbogen ließ er Merlins Schicksal szenenhaft aufblitzen - in einer gekonnten Mischung aus Fantasy und fernöstlichem Kabuki-Theater, formellem, indisch beeinflusstem Tanz und fast schon sakralem Ritus. In der Musik der Komponisten Curt Cress, Gustav Mahler, Maurice Ohana und Andreas Vollenweider trafen New Wave und Rock, archaische Trommelklänge und - Stille aufeinander. Lansdale gelang es, mit nur zehn Tänzern die Illusion einer weitaus größeren Compagnie zu erwecken - wozu nicht zuletzt auch der rundum verspiegelte Saal der Oetkerhalle beitrug, so dass das Geschehen auf der Bühne und der Zuschauerraum sich gegenseitig widerspiegelten, immer neue Räume entstanden, ein Sog hinein in die Legende des Druiden Merlin, der Arthur erzieht und zum König macht, der aber schließlich selbst der Macht der Magie erliegt: Er wird in einem Dornbusch gefangen gehalten - von Viviane, die er in seine Künste eingeweiht hat.
Axel Schmitt-Falckenberg hatte nicht nur das Bühnenbild erdacht, sondern auch die Kostüme entworfen, ebenfalls ein Mix aus Mittelalter und Fernost, aus Rittertum und Samurai.
Für Lansdale ist »Corwalch« ein Stück, das er schon mehrfach choreografiert hat - aber immer wieder neu: Er zeigt diesmal eine Überhöhung der Legende, einen Kreislauf des Lebens, der sich immer wiederholt. Es tanzten - mal als Solisten, mal in der Gruppe, mal klassisch, mal modern - Angelo Murdocco (Corwalch) und Paolo Fossa (Teufel, Drache, Mordred), beide mit bezwingender Bühnenpräsenz, Caroline Matthiesen als zarte Niniane, Jean- Christoph Egeling, Eric Thomé, Yuko Harada, Nikolai Izmailov, Catharine Petit, Simona Tartaglione und Sabine Lütz.
Nicht nur Philip Lansdale verlässt das Haus, auch die Compagnie geht: Es gibt noch zwei Gelegenheiten, sie zu erleben - am 14. und am 19. Juni.

Artikel vom 13.06.2005