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»Einmal richtig
weit vorn sein«

Jörg Ludewigs Ziel in der Schweiz

Halle (WB). Radprofi Jörg Ludewig ist auf seinem Weg zur Tour de France in die Zielgerade eingebogen. An diesem Samstag beginnt die Tour de Suisse, die für den 29-jährigen Steinhagener ebenso wie für Jan Ullrich und die anderen Frankreich-Favoriten eine ganz wichtige Standortbestimmung darstellt. WB-Redakteur Hans Peter Tipp unterhielt sich mit dem Domina Vacanze-Fahrer.

Ist die Tour de Suisse auch für Sie in erster Linie die wichtigste Generalprobe für die große Frankreich-Rundfahrt? Ludewig: Meine Tour-Generalprobe habe ich schon vor einer Woche gehabt, beim Schwarzwald-Grand Prix, der nicht umsonst als eines der schwersten deutschen Tages-Rennen gilt. Mit meinem dritten Platz habe ich mir Selbstvertrauen geholt: Die Form stimmt.

Wenn die Beine gut sind, haben Sie den Ehrgeiz, mehr als nur einzurollen?Ludewig: Ich gehe in die Tour de Suisse, um an einem Tag ein richtig gutes Ergebnis zu holen, lieber einmal richtig weit vorn, als immer ordentlich mitzurollen. Ich will einer Etappe meinen ganz persönlichen Stempel aufdrücken. Aber natürlich geht es auch um den letzten Feinschliff vor der Tour de France. Anschließend steht ja nur noch die deutsche Meisterschaft auf dem Kalender.

Was macht Sie zuversichtlich, dass bei der Schweiz-Rundfahrt etwas zu holen ist?Ludewig: Ich habe mich bei dem 170 km-Rennen im Schwarzwald richtig gut gefühlt. Da konnten einige Fahrer, die eigentlich über meinem Level anzusiedeln sind, nicht mitgehalten. Bei der Tour de Suisse bin ich immer gut über die Runden gekommen. Ich war mal Etappen-Sechster, mal Neunter oder auch Zwölfter. Diese Rundfahrt ist irgendwie mein Ding. Ich habe richtig Spaß daran.

Sie waren Zweiter und Dritter und damit mehrfach fast ganz oben auf dem Podest. Fühlen Sie sich kurz nun mit fast 30 Jahren reif für den großen Durchbruch?Ludewig: Das hoffe ich jedenfalls. In diesem Jahr habe ich mich erst mit meiner neuen Rolle anfreunden müssen. Bei Saeco war ich Helfer und habe mich für andere abgestrampelt. Bei Domina Vacanze musste ich lernen, derjenige zu sein, der für das Ergebnis zuständig ist. Ich gebe zu: Ich muss noch ein bisschen lernen, um in diese Rolle hereinzuwachsen.

Vor einem Jahr hatten Sie den gleichen Fahrplan zur Tour de France. Was ist anders?Ludewig: Der Plan war der gleiche. Aber ich bin Anfang Mai nicht beim Henninger Turm als 15. über den Zielstrich gefahren, sondern habe im Krankenhaus gelegen und mir einen Abzess entfernen lassen. Vor zwölf Monaten ging es für mich bei der Tour de Suisse erst richtig los, jetzt bin ich mit Sicherheit 15 Prozent weiter.

Artikel vom 11.06.2005