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Haftentlassung zum 80. Geburtstag möglich

Landgericht verurteilt Wilfried A. (73) aus Herford als Drahtzieher der »Opa-Bande«


Herford/Hagen (WB/ca). 40 Jahre hat er bereits in Gefängnissen gesessen, jetzt kommen noch einmal zehn dazu: Das Landgericht Hagen hat am Freitag Wilfried A. aus Herford verurteilt. Der 73-Jährige soll die treibende Kraft der »Opa-Bande« gewesen sein, die seit 1988 14 Banken in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen überfallen und mehr als eine Million Euro erbeutet hatte. Sein Komplize Rudolf R. (64) muss zwölf Jahre sitzen, Mittäter Lothar A. (74) ist zu neun Jahren Haft verurteilt worden.
»Ich habe mit einem solchen Urteil gerechnet«, sagte am Freitag die geschiedene Ehefrau des Herforders, die von dem Doppelleben des 73-Jährigen nichts geahnt hatte: »Wir haben abends im Fernsehen die Nachrichten über die Überfälle in Oeynhausen, Löhne und Herford gesehen, und ich ahnte nicht, dass der Mann neben mir auf dem Sofa diese Taten begangen hatte«, erinnerte sich die Frau kopfschüttelnd.
Mit einem Teil der Beute hatte Wilfried A. in Bielefeld einen Bauernkotten gepachtet, in dem er seinen Ruhestand verbringen wollte - mit Schafen, Ziegen und Schweinen (WESTFALEN-BLATT vom 11. Mai). Als die Bande im November 2004 aufgeflogen war, hatten Polizisten in dem Kotten mehr als 100 000 Euro sowie die Maschinenpistole entdeckt, die bei den Überfällen benutzt worden war.
Der Vorsitzende Richter sagte in seiner Urteilsbegründung, die Senioren seien »nicht die harmlosen Opas«, sondern »barsche, rücksichtslose Räuber« gewesen. Die von ihnen bedrohten Sparkassenmitarbeiter litten noch heute unter Schlaflosigkeit und Alpträumen. Wesentliche Milderungsgründe seien die umfassenden Geständnisse und das Alter der Angeklagtne gewesen, fuhr der Richter fort.
Mit guter Führung und etwas Glück kommt Wilfried A. bereits in sechseinhalb Jahren frei, wenn er zwei Drittel der Strafe verbüßt hat. Seinen 80. Geburtstag könnte er dann »draußen« feiern.

Artikel vom 11.06.2005