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Rosa Luxemburg: Vorbild für Gregor Gysi?USPD:Sozialisten und Kommunisten

Eine Abspaltung von der SPD und ein neues Bündnis mit Alt-Kommunisten ist nicht neu in der deutschen Geschichte. 1917, zum Ende des ersten Weltkriegs, entstand die »Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands«, kurz USPD.
Ihren Kern bildeten kriegsmüde SPD-Abgeordnete und -Mitglieder, die seit 1915 in zunehmendem Gegensatz zur »Burgfriedenspolitik« der Parteiführung standen. Die Kern-SPD litt unter dem Bismark'schen Verdikt »vaterlandslose Gesellen« und bewies mit hohem Blutzoll das Gegenteil.
Anders sahen das führende Persönlichkeiten der USPD wie der Pazifist Hugo Haase, Karl Kautsky (ein Mitarbeiter von Friedrich Engels) und der »Revisionist«/Radikalreformer Eduard Bernstein. In diesem Spektrum wäre, bei aller Unzulässigkeit des historischen Vergleichs, heute Oskar Lafontaine anzusiedeln. Die PDS und Gregor Gysi stünden folglich für den linken Flügel der USPD.
Ihn repräsentierten damals Revolutionsbefürworter wie Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg. Sie bildeten innerhalb der Partei USPD wiederum einen »Spartakusbund«.
Auch nach der Verabschiedung der Weimarer Verfassung glaubten viele Arbeiter durch Streiks - in deren Gefolge es zu Blutvergießen kam, zum Beispiel in Leipzig, Berlin, Hamburg und Oberschlesien - eine Sozialisierung erzwingen zu können. Große Demonstrationen von USPD und Kommunistischer Partei vor dem Reichstag wurden im Januar 1920 durch Maschinengewehrfeuer auseinandergetrieben.
Die USPD konnte ihre Mitgliederzahl von 300 000 im März 1919 auf erstaunliche 893 000 im Oktober 1920 fast verdreifachen, ihren Einfluss in den Gewerkschaften, vor allem im Metallarbeiterverband, steigern und Wahlerfolge feiern: 1919 erreichte sie 7,6, im Juni 1920 sogar 18,8 Prozent. Auf dem Höhepunkt folgte eine neue Spaltung, viele traten zur KPD über. rb

Artikel vom 11.06.2005