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Lehrstellen in neuen Berufen

Heute im Gespräch: Swen Binner (Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen)

Bielefeld (WB). Neue Herausforderungen bringen neue Ausbildungsberufe. Bernhard Hertlein sprach darüber mit Swen Binner, Geschäftsführer bei der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld.

Welches sind die beliebtesten Ausbildungsberufe in Industrie, Handel und Dienstleistungen?Binner: Insgesamt können unsere IHK-Mitgliedsbetriebe und die Bewerber aus 120 IHK-Berufen auswählen. Generell interessieren sich die Jugendlichen mehr für die kaufmännisch-verwaltenden Berufe. Sehr beliebt ist auch der Mediengestalter, da der Umgang mit digitalen Medien Jugendliche offensichtlich elektrisiert. Starke Nachfrage sehe ich weiter bei Bürokaufleuten und Kaufleuten für Bürokommunikation, Industriekaufleuten sowie bei den Fachinformatikern.

Welche anderen Ausbildungsberufe sind offenbar weniger bekannt? Ist es dort leichter, eine Lehrstelle zu finden?Binner: Leider haben viele Jugendliche immer noch falsche Vorstellungen von einigen Berufen in der gewerblich-technischen Ausbildung. In der modernen Produktion finden wir beispielsweise in der Metallverarbeitung nicht mehr den klassischen Fließbandarbeiter, sondern Mitarbeiter, die sich in Kleingruppen oftmals selbst organisieren und computergesteuerte Maschinen bedienen.
Ich rate den Jugendlichen, sich auch über Ausbildungsberufe im Einzelhandel, der Metallverarbeitung, im Gastgewerbe sowie im Beruf Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuk zu informieren. In diesen Bereichen finden sich noch zahlreiche offene Ausbildungsstellen in ganz Ostwestfalen.

Warum gibt es immer wieder neue Ausbildungsberufe?Binner: Bis Mitte der neunziger Jahre dauerte die Neuentwicklung von Ausbildungsberufen sechs bis sieben Jahre - angesichts des rasanten Wandels in der Technologie und Arbeitsorganisation eine zu lange Zeit. Danach haben die Tarifparteien, die den Prozess der Neuentwicklung von Berufen nominieren, verabredet, parallel an den Inhalten zu arbeiten und gemeinsam mit der Bundesregierung und dem Bundesinstitut für Berufsbildung nicht mehr auf jedes Details einer Ausbildungsordnung zu achten.
Seitdem sind über 20 völlig neue Ausbildungsberufe entstanden und annähernd 70 Ausbildungsordnungen modernisiert worden.
Den Personalverantwortlichen in den Betrieben sei gesagt, dass wir für die allermeisten Branchen adäquate Berufsbilder mit modernen Inhalten anbieten. Der Einstieg erfolgt völlig unbürokratisch nach einem Besuch unserer Ausbildungsberater.


Welche neuen Ausbildungsberufe gibt es?Binner: In diesem Jahr halte ich vor allem die Berufe Kaufleute für Tourismus und Freizeit und die »KEP-Berufe«, also Fachkräfte und Kaufleute für Kurier-, Express- und Postdienstleistungen, für interessant. Bei den Kaufleuten für Tourismus und Freizeit sprechen wir Freizeiteinrichtungen, touristisch orientierte Verkehrsunternehmen sowie Wellnessbetriebe an, damit schon in diesem Jahr eine Berufsschulklasse eingerichtet werden kann. Leider ist die Resonanz auch wegen des Kostendrucks in den Einrichtungen noch mager.
Weitere spezialisierte Berufe, die 2005 erstmals ausgebildet werden dürfen, sind die Produktionsfachkräfte Chemie, die Anlagen für Fertigungsprozesse bei der Verarbeitung von Chemikalien bedienen, sowie die Servicefahrer, die als Fachkräfte im Auslieferungsverkehr eingesetzt werden. Einige Ausbildungsordnungen wurden modernisiert, darunter Binnenschiffer, Fleischer, Papiertechnologen, Reiseverkehrskaufleute, Baustoffprüfer, Textilberufe sowie keramischen Berufe.

Wo können sich Firmen und Lehrstellenbewerber informieren?Binner: Die Firmen sollten sich zunächst mit ihrer IHK in Verbindung setzen. Bewerber sollten sich zunächst an die jeweils verantwortlichen Berufsberater bei den Agenturen für Arbeit wenden oder die Berufsinformationszentren in Herford, Bielefeld und Paderborn besuchen.

Artikel vom 11.06.2005