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»Ich wollte immer ein
unstetes Leben führen«

Dieter Hildebrandt war gestern wie üblich »Ausgebucht«

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Er ist braungebrannt, wirkt erholt und topfit. »Weil ich immer auf Achse bin,« lacht Dieter Hildebrandt (78), Deutschlands dienstältester Kabarettist. Seinen »Biss« hat er bis heute nicht verloren - das bewies er gestern Abend , als er vor ausverkauftem Haus in der Boulevard Buchhandlung am Jahnplatz aus seinem Buch »Ausgebucht« las.

Darin beschreibt er unter anderem, was er auf seinen Lesereisen erlebt hat: von den »faszinierenden« Angeboten der Hotellerie (»Ich möchte wissen, wieviel ein Stern kostet«), vom Super-Service der Bahn AG bis hin zur Lufthansa (»Dass Fliegen schöner ist, ist eine glatte Lüge«). Egal, auch nach Bielefeld ist er mit dem Zug gekommen - immerhin pünktlich. Bielefeld, versichert Hildebrandt, Bielefeld, das sei ihm natürlich ein Begriff: »Ich war quasi ein Leben lang in Bielefeld.« Er habe in Bielefeld gespielt und auch schon gelesen: »Das Publikum kenne ich.« Spannend sei es für ihn trotzdem immer wieder, in der Öffentlichkeit aufzutreten: »Wenn die Spannung nachlässt, dann muss man vorsichtig sein.«
Trotz seiner nicht durchweg guten Hotel-Erfahrungen - er mache durchaus auch Hotel(arbeits)urlaub. zum Beispiel im Sommer auf Sylt (»Ein ganz wunderbares Hotel«). Dort tritt Hildebrandt im »Meer-Kabarett« auf - bereits im zweiten Jahr. Die Insel gefällt ihm: »Meine Frau und ich, wir haben zwei Hunde. Wir machen gern Urlaub da, wo die Hunde frei laufen dürfen.«
Er schaue sich »wenn ich Zeit habe« Kabarettsendungen im Fernsehen an - »vor allem in den Dritten«. Er schätze Richard Rogler oder Urban Priol. Er schaue sich auch Harald Schmidt an, aber, so Dieter Hildebrandt: »Ich drehe nicht durch, wenn ich dessen Sendung verpasse.«
Bücher zu schreiben das habe er sich schon früher vorgenommen, aber da habe ihm die Zeit gefehlt. Überhaupt seien seine Vorsätze im Großen und Ganzen in Erfüllung gegangen: Kabarettist zu sein, Bücher und ein Theaterstück zu schreiben, eine Familie zu gründen und »ein unstetes Leben zu führen«.

Artikel vom 10.06.2005