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Die Bezirksvertretungen Senne und Brackwede setzten auf einen Arbeitskreis, der Chancen und Risiken für einen Sennesee ausloten soll, der Beirat für Stadtgestaltung hält einen solchen See für ein »außergewöhnlich attraktives Freizeitangebot für die Bürger der Stadt und der Region«; er schlägt vor, nichts unversucht zu lassen, die Chance auf einen See zu realisieren.
Martin Enderle und »Pro Grün« ist damit einen Schritt weiter gekommen. Er setzt darauf, dass die Institutionen von »Pro Bielefeld« bis zur Industrie- und Handelskammer auch ein Interesse an »Bielefeld ans Wasser« haben werden.
Bereits bei einem ersten »wässerigen« Projekt gelang es Enderle und seinen Mitstreitern allen Widerständen zum Trotz einen ersten Erfolg zu erzielen: bei der Freilegung der Lutter. Das erste Stück - offen fließt die Lutter inzwischen im Grünzug entlang des Gymnasiums am Waldhof - wurde allein aus Mitteln finanziert, die der Verein »Pro Lutter« aufbrachte. Um jeglichen Konfrontationskurs zu vermeiden, soll als nächster Bauabschnitt, so Enderle, jetzt ein Teilstück im Grünzug am Finanzamt umgesetzt werden. Enderle: »Die Freilegung der Lutter ist ein Projekt, das auf Jahre hinaus angelegt ist.«
Ebenso wie der Sennesee. Enderle verweist dennoch auf den Zeitdruck. Der Landesbetrieb Straßenbau NRW wolle bereits 2007 mit dem Brückenbau für die A 33 beginnen, ein Jahr später dann mit der Trasse selbst. Seiner Ansicht nach müsse die Stadt versuchen, die »Fäden in die Hand zu nehmen«, auch wenn ihm klar sei, dass die Kommune keinerlei Einfluss auf die Ausschreibungen für die Sandabgrabungen nehmen könne.
Enderle hat Bedenken, dass allgemein die Ansicht vorherrschen könnte, dass der Lückenschluss der A 33 sich weiter ziehen könnte. Schließlich laufen die Planungen bereits seit Jahrzehnten. Er weiß auch, dass es technische Probleme geben werde - so liegt dort eine WinGas-Leitung - ist aber überzeugt, dass ein Sennesee als Erholungs- und Naturschutzfläche wünschenswert und machbar ist. Enderle: »Ein solcher See ist auch auf Zuwachs und in verschiedenen Stufen planbar.«
Er verweist auf die gute Wasserqualität, über die der See verfügen würde, schließlich werde er von Grundwasser - Sennewasser - gespeist.
Für den Bau der A 33-Trasse benötige der Landesbetrieb Straßenbau 1,2 Millionen Kubikmeter Boden, für die 1200 Meter auf Bielefelder Gebiet 300 000 Kubikmeter. Enderle zählt noch einmal die Möglichkeiten auf: Erstens könnte der Boden für die Trasse von »sonstwoher« heran transportiert werden; dann könnte man den Boden aus »zwei oder drei kleineren Gruben abgraben, für die die Besitzer, so Enderle, für alle Zeit die Verkehrssicherungspflicht übernehmen müssen«. Drittens könnte man die Abgrabung an einer einzigen Stelle bündeln - für Enderle und seine Mitstreiter von »Pro Grün« die beste aller Alternativen. Die Stadt habe die Planungshoheit und könne so genannte Abgrabungszonen ausweisen. Enderle: »So handhaben es andere Kommunen auch, die einen Freizeitsee schaffen möchten.« Er nennt Städte im Ruhrgebiet, deren Haushaltslage deutlich schlechter sei als die in Bielefeld. Zumal nach seiner Vorstellung ausschließlich privates Geld in das Seeprojekt fließen sollte. Die Landeigentümer könnten anschließend daraus Nutzen ziehen. Enderle: »Der See mit seinen rund 60 Hektar Wasserfläche im Endstadium könnte für den Segelsport genutzt werden, fürs Bötchenfahren, Schwimmen, es könnte Gastronomieangebote geben, Wander- und Radwege - und trotzdem genug Platz für den Naturschutz bleiben.«

Artikel vom 11.06.2005