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»Erfolgsstory Sennestadts fortführen«

Vor allem jüngere Generation für liebens- und lebenswerten Stadtbezirk gewinnen

von Ulrich Hohenhoff
(Text und Fotos)
Sennestadt (WB). Eigentlich eine klassische Aufgabe für die »Bielefeld Marketing«, doch die Sennestädter nahmen die Ausgestaltung ihres Festes zum 50-jährigen Gründungsjubiläum lieber selbst in die Hand. Und zum großen Festakt im Zelt auf der Maiwiese waren sie denn auch alle gekommen, die ehemaligen Bürgermeister und Bezirksvorsteher, Persönlichkeiten aus Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik,und natürlich einige hundert Sennestädter Bürgerinnen und Bürger.

»Mit einem derartig großen Interesse hätten wir nicht gerechnet, das macht Mut für die Zukunft«, sagte Horst Thermann, ehemaliger Bezirksvorsteher. Und auch Bezirksvorsteher Karl Wolff freute sich in seiner Festansprache, dass Feuerwehr, Sennestadtverein, Sportvereine, Schulen, Kindergärten Kirchen und soziale Einrichtungen, Schützenverein und Kaufmannschaft und die Sennestadt GmbH »an einem Strang gezogen« hätten. »Ohne aktiven Einsatz und ehrenamtliche Mithilfe kann ein kommunales Miteinander nicht funktionieren«.
Dank sagte Wolff allen, die an der Ausgestaltung der Festwoche mitwirken. Um eine derartige Feier für eine »Großfamilie«, nämlich fast 22 000 Sennestädter Bürgerinnen und Bürger auszurichten, bedürfe es vieler Idealisten. »Und die gibt es hier in Sennestadt, auch heute noch«! Einen besonderen Anteil, »dass wir es geschafft haben«, habe Cheforganisator Ulrich Klemens. Dessen Routine, Ruhe und ansteckender Optimismus seinen Garant dafür gewesen, dass sich viele Aktive ein ganzes Jahr lang in diverse Arbeitskreise eingebracht hätten.
Wolff, »erst« seit 27 Jahren Sennestädter Bürger, hatte die selbstständige Sennestadt nicht mehr miterlebt. »Doch alles, was die Familienentscheidung für diesen Stadtbezirk damals ausmachte und wir als sehr positiv empfanden - Kindergärten, Schulen, Wohnen im Grünen, Verkehrsanbindungen - ist auch heute noch vorhanden«. Geändert habe sich allerdings die Altersstruktur. Viele junge Familien seien fortgezogen, weil die Stadt Bielefeld es versäumt habe, nach der Gebietsreform attraktives Bauland für junge Familien zur Verfügung zu stellen. Dennoch wagte Wolff einen Blick in die Zukunft, »verbunden mit einer Vision«. Sein Wunsch sei es, Bestehendes zu erhalten und neue Dinge anzustoßen.
Vor allem der Sennestadtverein müsse um jeden Preis erhalten bleiben, die junge Generation dafür gewonnen werden. »Einer Kommune ohne Heimatverein fehlt auf die Dauer die Seele«. Auch wenn die finanzielle Lage in Bund, Ländern und Kommunen nicht positiv sei, »müssen wir nach Wegen suchen, die Erfolgsstory Sennestadts fortzuführen«.
Bürgermeister Horst Grube lobte Sennestadt als einen Stadtbezirk mit eigener Identität, in dem auch viel Wert auf kulturelle Vielfalt gelegt werde. »Sennestadt ist liebens- und lebenswert, es lohnt sich optimistisch in die Zukunft zu blicken«. Und Ulrich Klemens, Vorsitzender des Sennstadtvereins, bedauerte zwar den Weggang der jungen Leute, hofft aber »auf eine Wiederbelebung des altes Geistes der einst kinderreichsten Stadt in Nordrhein-Westfalen. In Anspielung an das von der Projektgruppe der 3. und 4. Klassen der Hans-Christian-Andersen-Schule aufgeführte Stück »Des Kaisers neue Kleider« ulkte Klemens: »Heute können wir alles den neuen Fürsten in die Schuhe schieben. Die haben nämlich damals (bei der Gebietsreform) Landsknechte geschickt und Sennestadt in ihre Mauern gezwungen, Versprechungen wurden zurückgezogen«.

Artikel vom 13.06.2005