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Daniel Wagner (links) und Albert Mielke vor ihrem rasanten Luftkissenfahrzeug.Foto: Büscher

Eine »verrückte Idee« wurde Wirklichkeit

FH-Studenten entwickelten eigenes Luftkissenfahrzeug

Von Sabine Schulze
Bielefeld (WB). Professor Dr. Reinhard Kaschuba war ja »enorm skeptisch«, dass das Projekt seiner Studenten etwas würde. Aber weil er wusste, dass sie gerne verrückte Ideen verfolgen, stimmte er zu: Ein neues Steuerungssystem für ein Luftkissenfahrzeug wollten Albert Mielke (28) und Daniel Wagner (24) entwickeln.

Im Rahmen eines Fachprojektes, das auf das Diplom vorbereitet, machten sich die beiden angehenden Ingenieure, die an der Fachhochschule Bielefeld am Fachbereich Mathematik und Technik studieren, ans Werk. Und wenn sie jetzt im Innenhof der FH am Stadtholz ihr etwa 140 Kilo schweres Gefährt über den Rasen sausen lassen, ist ihnen die Aufmerksamkeit aller sicher Ñ alleine schon wegen der Geräuschentwicklung.
»Herkömmliche Luftkissenfahrzeuge werden über Ruder gesteuert«, erklärt Mielke. Er und sein Kommilitone haben sich für ein Schubvektorsystem entschieden. Wenn sie die Lenkstange drehen, fährt am Heck links oder rechts eine Klappe aus. Sie sorgt dafür, dass die Luft, die ein großer Propeller erzeugt, umgeleitet wird. Das Fahrzeug ist so enorm beweglich und kann auf der Stelle drehen. Wird die Lenkstange nach vorne gedrückt, bremst es ab und kann rückwärts fahren. »Die Steuerung ist präziser als die herkömmliche«, betonen die beiden.
Den 75-PS-starken Motor hat eine österreichische Firma gesponsert, der Rest des Luftkissenfahrzeuges, betont Kaschuba, war komplett die Entwicklungsarbeit der Studierenden. »Das Projekt hätte genausogut eine Arbeit für eine Zehn-Mann-Gruppe sein können«, lobt der Betreuer der Studenten und schildert, was sie alles zu berücksichtigen, zu kalkulieren und konstruieren hatten. »Längst nicht alles war Lehrinhalt.«
Der Spaß an der Entwicklung und am Tüfteln stand für Albert Mielke und Daniel Wagner im Vordergrund, an eine industrielle Fertigung denken sie nicht. Dabei werden Luftkissenfahrzeuge eingesetzt: »In groß« beim Militär, in kleinerer Version zum Beispiel in Kanada von der Feuerwehr bei der Eisrettung. »Und im Sport werden mit ihnen Rennen gefahren«, sagt Mielke. Durchaus denkbar wäre, ihre Entwicklung an einen Hersteller zu verkaufen. Vorher aber wollen sie ihr Steuerungssystem verbessern: »Noch läuft die Steuerung über Seilzüge. Wir wollen, dass sie mittels Joystick über Motoren funktioniert«, erklärt Wagner. In der Diplomarbeit, die das Duo jetzt in Angriff nimmt, werden die zukünftigen Ingenieure dieses Problem angehen.

Artikel vom 18.06.2005