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Theermanns »Hausnummer«

Der Abstieg: Dornberger Leistungsträgern mangelte es an Trainingseifer

Bielefeld (WB/jm). Er hat den Tiefschlag immer noch nicht so ganz verwunden, und ein bisschen wird die persönliche Aufarbeitung wohl auch noch dauern. Andreas Brandwein, Trainer des Verbandsligaabsteigers TuS Dornberg, wiederholt sich, wenn er sagt: »Wir waren nicht schlechter als andere Mannschaften. Ein Tor hat uns gefehlt. Hätten wir gegen Lünen gewonnen, wären wir Zwölfter geworden«. Doch am Ende stand der letzte Platz; Glück und Leid liegen halt oft brutal dicht beieinander.

Brandwein räumt einen »großen« Fehler ein. »Ich muss mir ankreiden lassen, vor der Saison nicht vehementer darauf gedrängt zu haben, starke Spieler zu verpflichten«. Unter anderem Jens Reitemeier und Silas Owusu waren gewillt, an den Mühlenbrink zu kommen. Doch bei einer gewissen finanziellen Grenze war Schluss, und die war bald erreicht. Gemeinsam mit Chef Willy Epke und Schatzmeister Holger Biermann kam Brandwein zu dem Schluss: Wir lassen's. Das Gehaltsgefüge des Teams sollte nicht gesprengt werden. »Mit Jens wären wir garantiert nicht abgestiegen«, grämt sich Brandwein.
Dass der Aufsteiger bis zur Hinrunde sieben Mal torlos blieb und bloß elf Treffer markieren konnte, empfindet der Trainer als »erschreckende Bilanz«. In der Rückrunde erspielte sich der Abstiegskandidat weitaus mehr Einschussmöglichkeiten und sammelte immerhin einen Punkt mehr. »Es hat an Kleinigkeiten gemangelt«, urteilt Brandwein. Gravierender war da schon, dass die Dornberger es nicht ein Mal schafften, gleichzeitig vorne wie hinten stark zu spielen. Konnten viele Tore erzielt werden wie in Münster (4:6) oder in Rhynern (3:3), reichte es dennoch nicht zum dringend benötigten »Dreier«.
Andreas Brandwein blickt auf eine »sehr lehrreiche« Saison zurück, konnte er doch erkennen, »wie Leute im Misserfolg umschwenken«. Positiv hebt er die Reaktion der Mannschaft heraus, die sich »ein Jahr lang mit Händen und Füßen gegen den Abstieg gewehrt« habe. »Wir sind im Team immer fair miteinander umgegangen. Es gab trotz der Niederlagen keinen Zoff, kein Theater«.
Brandweins Spieler der Saison ist Jannis Theermann, den er vor zwei Jahren vom A-Ligisten SV Brackwede an den Mühlenbrink lotste und der stets seine Leistung erbrachte. »Als defensiver Mittelfeldspieler zehn Tore zu schießen, ist schon eine Hausnummer«. Der 20-Jährige wechselt nun zum Oberligisten VfB Fichte, was sein Coach als »guten Schritt zum richtigen Zeitpunkt« würdigt. »Jannis hat sich in der Verbandsliga körperlich durchgesetzt und besitzt das Potenzial. Ich glaube, er wird dort Stammspieler«.
Nachdenklich fügt Brandwein an, dass sich »Leistungsträger in den letzten Monaten vermehrt mit der Trainingsbeteiligung zurückgehalten haben. Ich musste eine Handvoll Spieler trotzdem häufig aufstellen. Ich musste ihnen den Vorzug geben, und das haben die schamlos ausgenutzt«. Es würde sich dabei ausschließlich um Leute handeln, die dem TuS Dornberg erhalten bleiben. »Hätte man mir vor einem Jahr gesagt, dass ich sowas mal machen würde, hätte ich gesagt: Nie. Aber mir haben die Mittel gefehlt. Der neue Trainer wird da sicherlich härter durchgreifen«.
Am 10. Juli beginnt für Andreas Brandwein mit dem Trainingsauftakt beim Landesligakonkurrenten VfL Theesen eine neue Zeitrechnung. Die Tore für den TuS Dornberg erzielten:
Jannis Theermann (10), Adis Hasic (7), Thies Kambach (7), Toni Boada (3), Eduard Hertel (2), Max Töpper (1), André Huber (1), Willi Capsa (1), Mauro Fastellini (1).

Artikel vom 14.06.2005