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Forscher sehen einen Eisvulkan auf dem Titan

Raumsonde »Cassini« liefert ausgezeichnete Bilder

Washington/Köln (dpa). Die Raumsonde »Cassini« hat auf dem Saturnmond Titan möglicherweise einen Methan speienden Eisvulkan entdeckt.

Die auffallende, etwa 30 Kilometer große Formation erinnere aus der Perspektive der Raumsonde an ein Schneckenhaus, berichtete das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln.
Der Eisvulkan könne eine Quelle für die großen Mengen Methangas in der Titan-Atmosphäre sein, erklärten gestern Christophe Sotin von der Universität Nantes (Frankreich) und Ralf Jaumann vom DLR-Institut für Planetenerkundung.
»Cassini« hatte die mehrere hundert Meter hohe Formation auf dem Titan-»Kontinent« Xanadu am 26. Oktober 2004 aus 1200 Kilometern Höhe aufgenommen. Die Formation hat in der Mitte eine Vertiefung und unterscheidet sich von allen bis dahin auf anderen Saturnmonden entdeckten Strukturen.
»Nur ein vulkanischer Dom mit einer zentralen Caldera, einem Förderschlot, wie wir es bei irdischen Vulkanen häufig sehen, kann diese Landschaftsform plausibel erklären«, erläuterte Jaumann. »Unsere bevorzugte Interpretation ist, dass aus diesem Berg Methan aus dem Untergrund auf die Oberfläche austritt und in die Titan-Atmosphäre entweicht.«
Die Wissenschaftler vermuten, dass sich die Struktur in einer Gegend befindet, in der die Titan-Kruste unter erhöhter Spannung steht und so an einem tektonischen Bruch Material aus dem Untergrund nach oben gedrückt wurde. Das feine Hell-Dunkelmuster der »Schnecke« könnte von Gräben oder Rillen an dem Eisvulkan herrühren, in denen das austretende Material geflossen ist.
Wegen der niedrigen Temperaturen auf dem Titan von minus 180 Grad Celsius würde das Methan als Eisregen auf die Oberfläche herabrieseln. Außer Methan könnten auch Kohlendioxid, Wassereis oder Ammoniak Bestandteile der eiskalten Lava sein.
Planetengeologen sind seit vielen Jahren auf der Suche nach einer Bestätigung von Theorien, denen zufolge aus dem wärmeren Inneren der Eismonde von Saturn, Jupiter und Neptun Flüssigkeiten über Eisvulkane an die Oberfläche dringen könnten, dort wieder gefrieren und so die Oberfläche neu formen.
Titan ist der größte der Saturnmonde und der einzige, der eine Atmosphäre hat. Die Sonde fliegt erneut am 22. August an Titan vorbei.
Die »Cassini-Huygens«-Expedition ist ein Gemeinschaftsprojekt der Weltraumbehörden der USA (NASA), Europas (ESA) und Italiens und hatte zu Jahresbeginn die Landesonde »Huygens« auf dem Saturnmond abgesetzt.

Artikel vom 10.06.2005