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Benzinpreise so
hoch wie nie

»Mit Salami-Taktik Gewinn steigern«

Von Dirk Schröder
Bielefeld (WB). Die Benzinpreise klettern immer weiter, eine Entspannung ist bisher nicht in Sicht. Nach einer neuen Preisrunde müssen die Autofahrer in Deutschland seit gestern für Benzin so tief in die Tasche greifen wie nie zuvor.
Die Benzinpreise in Deutschland sind auf ein neues Rekordniveau geklettert. Foto: dpa

Der Liter Superbenzin kostet gegenwärtig im bundesweiten Durchschnitt je nach Tankstellenmarke um die 1,23 Euro. Damit wurde der bisherige Höchststand von Anfang April erneut überboten. Marktführer Aral erklärte dagegen, in seinem Tankstellennetz seien die Höchstpreise noch nicht ganz erreicht. Dieselkraftstoff kostet bei Esso im Durchschnitt 1,08 Euro je Liter, das entspricht fast dem Höchststand von Oktober 2004.
Als Ursache für die hohen Preise wird von den Mineralölkonzernen das anhaltend hohe Niveau der internationalen Energiemärkte angegeben. So kostet Rohöl in den USA mehr als 55 Dollar je Barrel (159 Liter). Die für Europa maßgebliche Nordsee-Sorte Brent wird mit knapp 54 Dollar gehandelt.
Ralf Collatz, Sprecher des ADAC Ostwestfalen-Lippe, hat beobachtet, dass es in den vergangenen Monaten auf- und abwärts ganz viele Korrekturen gegeben habe. Letztlich habe dies dazu geführt, dass die Preise immer weiter angestiegen seien, erklärte er gestern in Bielefeld gegenüber dieser Zeitung. Hier seien nicht nur Marktmechanismen am Werk, äußerte er die Vermutung, dass die Mineralölkonzerne mit dieser »Salami-Taktik« letztendlich auf Gewinnmaximierung aus seien.
Am besten lasse sich dies mit Blick auf die Dieselpreise belegen. Diesel sei etwa elf Cent pro Liter billiger als Normalbenzin. Aufgrund der steuerlichen Spreizung müsse der Unterschied jedoch 20 bis 21 Cent betragen. Collatz: »Hier besteht der Verdacht, dass versucht wird, mit dem Dieselboom Kasse zu machen.« Auch ziehe zu dieser Jahreszeit das Argument aus dem Winter nicht mehr, die Nachfrage nach Heizöl treibe die Preise hoch.
Collatz befürchtet, dass die Entwicklung fortschreitet. Verbrauchern rät er, preisbewusst und vorausschauend zu tanken. Also Niedrigpreisphasen nutzen, auch wenn der Tank noch nicht leer ist.
Schließlich stecke auch in der Fahrweise ein großes Einsparpotential. »Wenn alle Tipps befolgt werden, die Autohersteller und auch der ADAC geben, lassen sich ohne Probleme bis zu 25 Prozent des Benzinverbrauchs sparen«, meinte Collatz.Seite 4: Kommentar

Artikel vom 10.06.2005