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Wieder ein deutscher Patient

Thomas Haas ist der dritte DTB-Gegner von Rasen-Doc Roger Federer

Von Oliver Kreth
Halle (WB). Sein Wartezimmer ist bei den 13. Gerry Weber Open mit Deutschen gut gefüllt. Schon der dritte Spieler des Deutschen Tennis-Bundes verlangt nach Konsultation beim berühmten Rasen-Doktor aus der Schweiz.

Nach Florian Mayer (2:6, 4:6) und Philipp Kohlschreiber (3:6, 4:6) versucht sich jetzt Tommy Haas im Halbfinale an dem Weltranglisten-Ersten aus Oberwil, der seit seinem Sieg am Freitag 27 Spiele auf dem grünen Untergrund gewonnen hat. Haas: »Endlich kann ich wieder gegen ihn spielen. Die 15 Monate Rehabilitation haben sich gelohnt.« Das letzte Aufeinandertreffen der Beiden fand 2002 statt - vor der ersten Schulter-Operation bei Haas: »Seit der Zeit hat er das Tennis dominiert, er hat die Tenniswelt erobert. Was er spielt, ist Wahnsinn. Roger ist in der Begegnung der absolute Favorit. Ich werde mein Bestes versuchen, schließlich habe ich nichts zu verlieren. Ob es reicht, werden wir sehen.«
Der Hamburger, der in den vergangenen Monaten eine extrem schwankende Form hatte, gelangte durch ein 6:2, 7:5 über den Spanier Juan Carlos Ferrero (2003 Sieger bei den French Open) in sein zweites Halbfinale bei den Gerry Weber Open. Haas: »Ich hatte einen guten Start, mir ist ein frühes Break gelungen. Auch im zweiten Durchgang lag ich vorne. Doch bei diesen langsameren Bällen, die auch noch höher abspringen, kann jeder gefährlich werden. Auch ein Spieler, der eher von der Grundlinie agiert, wie Ferrero.«
Wichtig für Haas war es auch, dass »ich die zwei, drei Bälle, die auf Rasen ein Match entscheiden können, gewonnen habe«. Ein angenehmer Nebenaspekt für den Hamburger mit Wohnsitz Bradenton (Florida): Nach Erfolgen gegen Jiri Nowak (Tschechien) und Jürgen Melzer (Österreich) gelang ihm jetzt auch gegen den Spanier eine ihm wichtige Revanche.
Mit seinem Spiel ist der derzeit beste Deutsche, in Halle an sieben gesetzt, momentan zufrieden. »Ich habe sehr gut gespielt. Obwohl Ferrero gerade im zweiten Satz stark retourniert hat, hatte ich nie das Gefühl, dass ich das Match noch aus der Hand geben könnte.«
Für sein zweites Halbfinale bei den Gerry Weber Open hat er sich deshalb auch einiges vorgenommen. Vor allem in Sachen Konzentration, die er im Training besonders trainiert, meint er sich gegen den Schweizer noch steigern zu können. Und er will dabei auch wieder auf seine eingeschliffenen Rituale vertrauen: »Von denen habe ich einige. Wie jeder Spieler auf der Tour«. 350 kleine Schluck Flüssigkeit wegen eines Matches und ein gewisses »Schrittmuster« in der Erwartung des Aufschlages sind nur einige davon.
Aber, Haas betont das immer wieder gerne, am meisten helfe dem »deutschen Patienten« die Rückendeckung der heimischen Fans. »Den Zuschauern will ich gutes Tennis zeigen. Und bis April 2006 in München ist Halle dazu meine vorerst letzte Chance.«
Ein erfolgreiche »Beratung« beim Rasen-Professor könnte für Tommy Haas der entscheidende Schritt sein, um endlich den Patienten-Status abzulegen. Für das deutsche Tennis wäre das wahrlich ein Happyend in Halle.

Artikel vom 11.06.2005