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Menschen in
unserer Stadt
Werner Reuter
»Tafel«-Fahrer

Mit seinen 70 Jahren hätte Werner Reuter allen Grund, etwas kürzer zu treten, das Rentnerdasein zu genießen. »Aber ich wollte etwas Sinnvolles tun«, sagt der Jubilar. Bei der »Bielefelder Tafel« erhielt er die Chance dazu. Dort steuert er seit Herbst vergangenen Jahres einen der Kleinlaster, mit denen der gemeinnützige Verein Lebensmittel transportiert, die an bedürftige Familien in ganz Bielefeld verteilt werden.
»Ich gehe gern mit Menschen um«, erzählt Reuter. Die trifft er in seinem ehrenamtlichen Job zuhauf. In den Supermärkten und Geschäften, in denen er die Produkte abholt, und an den Verteilstellen, wo die Ware ausgegeben wird. Und dann ist da natürlich noch die Mannschaft von der Bielefelder Tafel, die ihn zu seinem Geburtstag mit einem großen Präsentkorb überraschte.
»Wir verteilen nur, was wir auch selbst essen würden«, nennt Reuter einen der Grundsätze der »Tafel«, der Nummer 57 von 440 bundesweit. Ein typischer Tag beginnt morgens mit einer Sammeltour durch die Geschäfte. Dann werden die Waren in den Räumen der »Tafel« auf dem GAB-Gelände an der Meisenstraße für die einzelnen Verteilstellen zusammengestellt. Reuter: »In Baumheide zum Beispiel versorgen wir bis zu 400 Empfänger.«
Bis er 1994 in den Ruhestand trat, war Reuter mehr als 23 Jahre als Kraftfahrer in den Diensten der Stadt Bielefeld tätig, zunächst für die Stadtreinigung. Von 1989 an chauffierte er Bielefelds Stadtoberhäupter zu ihren Terminen. Oberbürgermeister Klaus Schwickert war sein erster Chef, gefolgt von Eberhard David.
Auch die Bürgermeister nahmen seine Dienste in Anspruch. Dazu gehörten damals Maja Oetker und Angelika Dopheide, die später selbst Rathaus-Chefin wurde. »Am Freitagnachmittag, wenn die meisten in den Feierabend gingen, fing für mich die Arbeit oft erst an«, erinnert er daran, dass die Politiker gerade an den Wochenenden zahlreiche Repräsentationstermine wahrnehmen müssen. »Viel erlebt« habe er in jenen Jahren.
Doch auch der Ruhestand war nur einer auf dem Papier. Werner Reuter half mit in der Schafzucht seines Sohnes. Ein bisschen Zeit blieb aber immer auch für sein großes Hobby, den Angelsport.Michael Schläger

Artikel vom 11.06.2005