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Wiegestreit auf dem Wochenmarkt ist beendet

Händler Reinhard Laustroer zahlt für Formfehler 100 Euro Buße und wird vom Gericht gelobt


Bielefeld (hz). Er packte der Kundschaft von seinen erstklassigen Pilzen immer etwas zuviel in die Tüte und musste sich deswegen vor der Justiz verantworten - nun ist der skurrile Streit zwischen Markthändler Reinhard Laustroer (50) und dem Eichamt per Gerichtsbeschluss beendet worden. Der Kaufmann vom Siegfried- und Kesselbrink-Wochenmarkt zahlt - wegen eines Formfehlers beim Abwiegen der Ware - eine drastisch reduzierte Geldbuße von 100 Euro. Zudem lobte Amtsrichter Eckhard Krämer, der den ungewöhnlichen Fall verhandelte, den Händler in dritter Generation für seine Ehrbarkeit und bescheinigte dem 50-Jährigen »Großzügigkeit im Sinne des Kunden.«
Wie mehrfach berichtet, war Reinhard Laustroer zu Jahresbeginn den Fahndern des Eichamtes Bielefeld unangenehm aufgefallen. Per Bußgeldbescheid vom 18. Januar sollte der Kaufmann 250 Euro zahlen, weil er beim Wochenmarkt Verpackung und Ware in einem aufwiegt. Dass Laustroer als Ausgleich für die Tüte der geschätzten Kundschaft immer ein paar Pilze extra drauflegt, der Käufer letztlich sogar mehr mitnimmt, als er bezahlt, interessierte die Vertreter von Eichordnung und Eichgesetz nicht. Denn korrekt ist es, erst die Verpackung und dann die Ware zu wiegen.
Das wird Reinhard Laustroer künftig auch so machen. Er hat 5000 Euro in zwei neue Waagen investiert, die streng nach den Buchstaben des Gesetzes funktionieren. Eines jedoch - Eichamt hin, Eichamt her - ändert sich nicht: Obwohl von sofort an getrennt gewogen wird, packt Laustroer den Kunden nach wie vor etwas mehr in die Einkaufstüte.

Artikel vom 09.06.2005