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Von der flüchtigen Lust am Duft

»Parfüm« will verführen zum Besuch in der Weißen Villa im Park

Von Burgit Hörttrich (Texte) und Hans-Werner Büscher (Fotos)
Bielefeld (WB). Natürlich hat Dr. Hildegard Wiewelhove, Leiterin des Museums Huelsmann, noch einmal »Das Parfüm« von Patrick Süßkind gelesen. Kaum ein Buch nämlich könnte passender sein zur Eröffnung der allerersten Ausstellung in der »Weißen Villa«, dem Schaumagazin des Museums im Ravensberger Park: Dort wird am Sonntag, 12. Juni, um 11.30 Uhr offiziell »Parfüm - Ästhetik und Verführung« eröffnet.

Mit der Weißen Villa und den Ausstellungen, die dort gezeigt werden sollen, möchten die Initiatoren der Umgestaltung, der Förderkreis des Museums, ein junges Publikum ansprechen.
Die Parfüm-Ausstellung wurde vom Hamburger Kunst- und Gewerbemuseum organisiert - und zog dort 40 000 Besucher an. Die Ausstellung verbindet die Geschichte der Flakons mit der der Werbung für Parfüm - die Fotos dafür gelten zum Teil bereits selbst als Kunstwerke. Gezeigt werden duftende Exponate aus den letzten 25 Jahren - die Geschichte der Duftwässerchen reicht aber bis in die Antike zurück. Ein Brûle Parfüm aus dem Jahr 1805, Flakons auch Achat, Bergkristall und einer Harfenschnecke stellen die optische Verbindung dar zur Ausstellung in der Direktorenvilla. Hildegard Wiewelhove: »Dort sind weitere Flakons aus dem 18. Jahrhundert, ja, selbst aus der Römerzeit zu bewundern.«
Die Flakons von heute zeigen florale, geometrische oder sogar menschliche Formen, Mann hat Parfüms längst zu seinem Lieblingsgeschenk für »sie« erklärt, liebt aber auch selbst duftende Wässerchen.
Wie es sich für eine Parfüm-Ausstellung gehört - die Wände als Hintergrund zeigen ein leidenschaftliches Rot - gibt es nicht nur etwas zum Schauen, sondern auch zum »Probieren«: eine Duftbar. Dort erfährt der Besucher, das sich ein Duft in einem Dreiklang entfalten: in Basis-, Herz- und Kopfnote. Er kann Wässerchen erschnuppern und an den Zutaten für die teuren Kreationen riechen: an Limette oder Rose, Bergamotte, Lavendel, Ingwer, Zimt, aber auch an Eichenmoos. Natürlich fehlt in der Ausstellung auch das Parfüm nicht: Chanel No. 5, kreiert im Jahr 1921, aber immer noch heiß begehrt. Jeder Parfümeur hütet sein Geheimnis - geworben wird inzwischen für die Duftwässerchen in aller buchstäblichen Offenheit - unbekleidet. Da genügt, ganz klar, der Tropfen Chanel hinterm Ohr. . . So wie einst Marilyn Monroe.
Grenouille, im Roman »Das Parfüm« geruchlos geboren, mordet für einen Duft - das bleibt den Ausstellungsbesuchern erspart. Die Ausstellung in der Weißen Villa ist wie das Museum Huelsmann dienstags bis samstags von 14 bis 18 Uhr und sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet.

Artikel vom 09.06.2005