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Elektroschrott:
Kommunen
unter Zeitdruck

Pro Jahr 27 000 Tonnen in OWL

Von Dietmar Kemper
Bielefeld (WB). Die Städte und Gemeinden in Ostwestfalen-Lippe sind von einem bürgerfreundlichen Sammelsystem für Elektronikschrott noch ein großes Stück entfernt. Das hat der Arbeitskreis Recycling in Bielefeld kritisiert. Die Kooperation zwischen den Kommunen müsse verbessert, die Vielzahl der Sammel- und Entsorgungswege vereinheitlicht werden.

Um die Städte und Gemeinden für die Anforderungen des neuen »Gesetzes zur kostenlosen Rücknahme von Elektro-Altgeräten durch Kommunen, Handel und Hersteller« (ElektroG) fit zu machen, will der Arbeitskreis den Elektrorecycling-Verbund OWL gründen. Er soll Kooperation, Austausch sowie Schulung der Mitarbeiter von Kommunen, Entsorgern und Betrieben für Beschäftigung und Qualifizierung wie Behindertenwerkstätten fördern, erläuterte Claudio Vendramin vom Arbeitskreis Recycling.
Am 18. August tritt das Elektroschrott-Gesetz offiziell in Kraft, richtig wirksam wird es aber erst am 24. März 2006, wenn die Übergangsfrist für die alte kostenpflichtige Entsorgung abläuft. Alles was Akkus und Kabel hat, können die Bürger dann unentgeltlich bei den Kommunen abgeben, für die Entsorgung sind die Hersteller selbst verantwortlich. Etwa 12 Kilogramm Elektronikschrott fallen durchschnittlich pro Kopf und Jahr an, in OWL also 27 000 Tonnen. Noch immer landen Fernseher auf Mülldeponien, Toaster und Haartrockner in der Tonne. Solche Kleinteile mit für die Umwelt giftigen Stoffen zu erfassen, gehört zu den Hauptzielen des neuen Gesetzes.
Zur Zeit ist die Sammelquote in OWL noch sehr unterschiedlich: »Einige Kommunen sammeln fünf- bis zehnmal mehr als andere«, sagte Vendramin. Auf alle würden künftig größere Mengen an Altgeräten zukommen, im ersten Jahr werde eine Quote von 4 Kilogramm pro Bürger erwartet. Damit den Menschen Wartezeiten erspart bleiben, müssten neben Sammelstellen auch Abholdienste organisiert werden, betonte Hans Engels vom Arbeitskreis Recycling: »Waschmaschinen passen nicht in die Straßenbahn.«
Städte und Gemeinden sollten das Gesetz als Chance begreifen, denn fortan können sie Gerätegruppen und deren Rohstoffe selbst vermarkten. Angesichts der hohen Preise beispielsweise für Stahl sei das eine lohnende Perspektive. »Der Umfang der Selbstvermarktung für 2006 muss aber bereits im November beschlossen und an eine zentrale Stelle weitergemeldet werden«, rät Claudio Vendramin zur Eile. Über Pflichten und Chancen, die das neue Gesetz mit sich bringt, können sich Kommunen und Entsorger am Mittwoch, 22. Juni, von 10 Uhr an bei einem Symposium in den Räumen der Bezirksregierung in Detmold informieren.

Artikel vom 09.06.2005