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Griechenland muss zittern,
aber Otto Rehhagel bleibt

WM-Qualifikation: Saudis streichen Deutschland-Debakel

Athen(dpa). Ausgerechnet die griechischen Europameister mit Trainer Otto Rehhagel müssen fürchten, beim Championat der Fußball-Weltelite im nächsten Jahr in Deutschland nur betrübte Zuschauer zu sein.Trubel in Teheran: Irans Spieler feiern die WM-Qualifikation mit dem 1:0-Erfolg gegen Bahrain. Foto: dpa
»Der WM-Traum erlischt«, titelte bereits die Zeitung »Kathimerini« nach der 0:1-Heimpleite gegen die Ukraine, die ihre erste WM-Teilnahme so gut wie sicher hat.
Enthusiastisch gefeiert wurde unterdessen von Japan bis in den Vorderen Orient. In Saudi-Arabien gab es nach dem Erreichen des WM-Zieles kein Halten mehr. In allen Großstädten des Landes fuhren die sonst oft von strengen islamischen Religionspolizisten gemaßregelten jungen Saudis nach dem 3:0-Sieg ihrer Nationalelf über Usbekistan bis in die frühen Morgenstunden jubelnd in Autokorsos umher. Sie schwenkten die grüne Nationalfahne und Bilder von Angehörigen der Königsfamilie.
»Die Saudis können wieder erhobenen Hauptes gehen«, schrieb die Sportzeitung »Al-Rijadija« in Anspielung an das Debakel bei der WM 2002 in Südkorea/Japan. Damals waren die Saudis nach drei Spielen ausgeschieden, ohne ein Tor erzielt zu haben. Die 0:8-Schmach gegen Deutschland lag seither wie ein Schatten über dem Selbstbewusstsein der Wüstensöhne. Nun sehen sie optimistischer nach vorn: »Wir werden in Deutschland Ehre einlegen«, zitierten Medien Prinz Sultan.
In Teheran feierten Hunderttausende Fans nach der dritten WM- Qualifikation mit lautstarken »Deutschland, wir kommen«- und »Iran, Iran«-Rufen Straßenkarneval. Zahlreiche Frauen legten sogar den obligatorischen Schleier ab und tanzten ausgelassen in den Gassen der Hauptstadt. Nach persischer Tradition wurden kiloweise Süßigkeiten verteilt. »Jetzt können wir der Welt beweisen, dass wir auch mit der Weltelite mithalten können«, sagte Bundesliga-Profi Mehdi Mahdavikia. »Es ist für mich besonders schön, meine zweite WM in Deutschland zu spielen«, sagte der HSV-Profi. Auch Staatschef Mohammad Chatami nahm an den Feiern teil und übergab den Spielern Prämien.
In Südkorea schlugen sich die Anhänger die Nacht um die Ohren, um den 4:0-Sieg in Kuwait frühmorgens live im Fernsehen verfolgen zu können. In Seoul hatten Cafés und Lokale bis zum Sonnenaufgang geöffnet, um die entscheidende Partie und die siebte WM-Teilnahme auf großen Bildschirmen zu zeigen. Japans Kicker wurden bei der Rückkehr vom 2:0 über Nordkorea und dem drittem WM-Start in Serie von hunderten Fans am Flughafen Tokio empfangen.
Dagegen herrscht in Griechenland Ernüchterung pur: Elf Monate nach dem größten Triumph der Verbandsgeschichte steht der EM-Sieger nach der 0:1-Heimpleite gegen Gruppen-Primus Ukraine vor dem K.o. Rehhagel gab zwar Durchhalteparolen aus, doch ausgerechnet Erzrivale Türkei hat - bei einem Spiel Rückstand - mit einem Punkt und sieben Toren Vorsprung auf die Hellenen beste Karten im Kampf um den zur Relegation berechtigenden zweiten Rang.
Trotz der Enttäuschung ist Rehhagels Position ungefährdet: »Otto kann bleiben, solange er will«, sagte Verbandschef Wassilis Gagatsis.

Artikel vom 10.06.2005