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Zwei Lausbuben
auf der Spielwiese

»Schweini« und »Poldi« gehören zusammen

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Mönchengladbach (WB). Lausbuben sind so. Da wird das Fußballfeld schnell zur Spielwiese: Bastian Schweinsteiger, 20, und der gleichaltrige Lukas Podolski ergänzen sich so ideal, dass Bundestrainer Jürgen Klinsmann den einen ohne den anderen besser gar nicht mehr aufstellt, sondern das drollige Duo sich gleich zusammen austoben lässt.

Die Fußball-Freunde aus München und Köln haben zumindest ein Jahr vor der WM kein Problem damit, sich trotz der hohen Erwartungen ihre Unbekümmertheit zu erhalten. »Der 'Poldi' ist einer, mit dem man auch auf dem Platz mal lachen kann«, sagt Schweinsteiger, der seinem Kumpel aus Köln etwas »Altersweisheit« voraus hat. Er wurde im August 1984 geboren, Podolski im Juni 1985. Junge Männer noch, aber irgendwie alte Hasen: So abgezockt wie der Münchner beim 2:2 gegen Russland die beiden Treffer erzielte oder der FC-Stürmer die Bälle versenkt, sind auch erfahrenere Profis nur selten.
Außerdem verbindet sie ein inneres Band, das auch ohne Worte funktioniert. »Ich muss ihm nur in die Augen sehen, dann weiß ich, was er denkt«, meint Schweinsteiger über seinen (kleinen) Bruder im Geiste. Dann wird er gleich erkannt haben, warum Podolski den Seniorpartner des Traumpaares beim Toreschießen für ziemlich vorwitzig hielt: »Eigentlich ist er ja nur dazu da, mir die Dinger aufzulegen.«
Frech reden, frech kicken. Beide sind noch nicht erwachsen genug, sich alle Flausen austreiben zu lassen. Jedoch alt genug, um zu wissen, dass sie hier nicht bei einer Jux-Veranstaltung gelandet sind, bei der jeder mal zeigen darf, welche Tricks er so drauf hat. Am Ende wurde leichtfertig der Erfolg vergeben. Darum »überstimmte« Schweinsteiger auch seinen wieder einmal fröhlich-zufriedenen Bundestrainer: »Russland ist nicht die Übermannschaft. Man kann nicht sagen, dass in der Kabine gute Stimmung herrscht«, kommentierte der Münchner den späten Ausgleich.
Das Missgeschick war auch durch seine ersten Länderspiel-Einschüsse im 14. Versuch nicht schön zu reden: »Ich freue mich über die Tore. Doch auch für mich steht der Siegesgedanke im Vordergrund.« Das klappte im Borussia-Park nicht ganz, dennoch konnte sein Mitspieler erfreut registrieren, dass sich der »Spezi« Schweinsteiger aus dem Bayern-Land offenbar etwas vom rheinischen Lebensmotto für Torschützen abgeschaut hat und sogar die simpel gehaltene Betriebsanleitung studierte: »Der 'Poldi' sagt immer: Reinmachen, fertig, ab nach Hause.« Das dürfen sie nun auch. Für drei Tage. Am Sonntag treffen sie sich im Kreis der Nationalmannschaft in Frankfurt wieder, wo am Mittwoch der Confederations Cup beginnt.
Beim FC Bayern würden sie es bevorzugen, wenn die jungen Herren in Zukunft einander täglich begegnen. »Unser Manager hat mich beauftragt, mal ein bisschen an ihm zu arbeiten«, scherzte Schweinsteiger und versucht sich gern als Kontaktmann: »Der 'Poldi' ist ein lustiger Vogel und guter Fußballer. Den kann ich mir sehr gut bei uns vorstellen.«
Doch bis auf weiteres dürften ihre Wege auf Klub-Ebene getrennt verlaufen. Podolski hat beim 1. FC Köln, den er gerade erst in die erste Liga schoss, einen Vertrag bis 2007. Freigabe ausgeschlossen. Sonst würden die Fans wohl die RheinEnergieArena planieren. Der Stürmer ist die sportliche (Über-)Lebensversicherung für die Geißböcke.
Deren Zweitliga-Jahr war für Podolski dabei ebenso lehrreich wie der Abstecher in Bayerns Regionalliga-Mannschaft für Schweinsteiger. Das war beim Kennenlernen von Trainer Magath im Preis mit drin. Mit solchen Erfahrungen aus der Talsohle setzt es sich zu künftigen Höhenflügen aber vermutlich leichter an.

Artikel vom 10.06.2005