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Jenoptik wird radikal verkleinert

Vorzeigeunternehmen will sich auf Laser und Kameras konzentrieren

Von Simone Rothe
Weimar (dpa). Der größte börsennotierte Ost-Konzern Jenoptik wird zerlegt. Ex-Vorstandschef Lothar Späth hatte das Jenaer Unternehmen mit Firmenkäufen groß gemacht, sein Nachfolger Alexander von Witzleben will den Konzern mit einem Vorjahresumsatz von 2,5 Milliarden Euro und 9300 Beschäftigten auf seinen Optik-Kern zurückschneiden.

Mit der M+W Zander Holding AG (Stuttgart), die Elektronikfabriken baut und Gebäudedienstleistungen anbietet, steht der bisher dominierende Konzernteil seit gestern offiziell zum Verkauf. Die Aktionäre gaben auf der Hauptversammlung in Weimar mit mehr als der erforderlichen Drei-Viertel-Mehrheit grünes Licht für die radikale Verkleinerung des Konzerns.
Der Aufsichtsrat mit Späth an der Spitze hatte bereits zugestimmt. Viele der Eigentümer trugen den Kurswechsel hin zu einer kleinen Jenoptik in Weimar mit Fassung. In den vergangenen Jahren galt der große M+W Zander-Bereich oft als Sorgenkind. Er steuerte 85 Prozent zum Umsatz bei, aber nur 38 Prozent zum Vorjahresgewinn von 19 Millionen Euro. Das Geschäft mit Fabriken vor allem für die Halbleiterindustrie gilt als konjunkturanfällig. »Ich habe lieber ein Unternehmen, das vernünftig umstrukturiert wird«, sagte ein Anteilseigner. Auch Aktionärsschützer standen dem 41-jährigen von Witzleben zur Seite, der in der Optik-Sparte eine Perle sieht, die schnell größer werden kann.
»Die Entscheidung ist konsequent«, sagte Malte Disselhorst von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Für ihn ist Jenoptik zu schwach finanziert und bringt es bei den hohen Umsätzen nur auf eine magere Rendite. »Ein wesentlicher Teil des Geldes, das verdient wird, muss für Zinsen wieder ausgegeben werden.« Vor allem das Anlagenbaugeschäft gilt als aufwendig, weil sich Jenoptik nicht selten an Projekten auch finanziell beteiligen muss. Das soll sich mit der Aufspaltung des Konzerns und dem Verkauf von M+W Zander mit seinen 6600 Beschäftigten ändern, lautet die Hoffnung.
Der Jenoptik-Chef begründete die Entscheidung vor allem mit dem wachsenden Kapitalbedarf. »Wir sind nicht in der Lage, beide Unternehmensteile so mit finanziellen Mitteln auszustatten, dass sie ihr starkes Wachstum auch in Zukunft fortsetzen können.« Seine Vision: ein »lupenreiner Technologiekonzern«, der gutes Geld mit Lasern, Sensoren, Optiken und Kameras etwa für Blitzgeräte der Polizei oder Raumsonden verdient. »Klarer, schlanker und dynamischer, das sind die treffenden Worte für die neue Jenoptik«, sagte von Witzleben.
Geht das Konzept auf, wird Jenoptik in zwei Jahren ein Optik- Konzern mit einem Umsatz von einer halben Milliarde Euro und 3000 Beschäftigten sein.

Artikel vom 08.06.2005