08.06.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

AEG-Werk
vor dem Aus

1750 Beschäftigte


Nürnberg (dpa). Die Krise der deutschen Hausgerätehersteller im Wettbewerb mit Billiganbietern weitet sich aus. Nach Marktführer Bosch Siemens und dem Premium-Anbieter Miele reagiert nun auch die deutsche Nummer zwei AEG mit drastischen Einschnitten auf Konsumflaute und anhaltenden Preisdruck. Der Aufsichtsrat des schwedischen Electrolux-Konzerns, zu dem AEG seit etwa zehn Jahren gehört, lässt eine Schließung des Nürnberger Stammwerks mit 1750 Beschäftigten prüfen.
Die Belegschaft wurde gestern völlig überrascht. Die Nürnberger AEG-Betriebsräte befanden sich auf der Fahrt zu einer Tagung, als sie die Hiobsbotschaft aus Stockholm erreichte. Sie kehrten um, um noch am Nachmittag mit Vertretern der IG Metall die neue Lage zu besprechen. Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Rainer Kretschmer gibt sich keinen Illusionen hin: »Wenn so etwas einmal auf dem Tisch liegt, ist es nur noch sehr schwer zu verhindern.«
Erst im Februar hatte Electrolux den Sanierer Martin Wolgschaft als neuen AEG-Chef nach Nürnberg geholt. Seine Aufgabe könnte es nun werden, das traditionsreiche, 1922 gegründete Werk abzuwickeln, wo im vergangenen Jahr mehr als 1,6 Millionen Waschmaschinen, Geschirrspüler und Trockner hergestellt wurden.
Etwa die Hälfte davon geht in den deutschen Markt. Wie die gesamte deutsche Branche leidet AEG unter dem Preisverfall und der Billigkonkurrenz aus Asien und der Türkei. So will die deutsche Nummer eins Bosch Siemens Hausgeräte (BSH) das Waschmaschinenwerk in Berlin mit 600 Beschäftigten schließen. Selbst Miele, lange Jahre »Musterschüler« der Branche, streicht jede zehnte Stelle in Deutschland, insgesamt 1100 Arbeitsplätze.
»Das entscheidende Argument ist nur noch der Preis«, sagt AEG- Sprecher Michael Eichel. Die Konsumenten seien nicht bereit, für ein in Deutschland hergestelltes Produkt mehr zu bezahlen.

Artikel vom 08.06.2005