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Viele Gründe für das Scheitern

Von Platz zwei auf Platz 18: die turbulente Talfahrt der Amateure

Von Dirk Schuster
und Stefan Hörttrich (Fotos)
Bielefeld (WB). 83 - für die meisten eine x-beliebige Zahl, für Arminias Amateure ein Grund für den Abstieg. Denn exakt so viele Gegentreffer kassierte die Regionalligamannschaft des DSC, mehr als jedes andere Team dieser Klasse. Und doch ist mit der Summe der Gegentore allein der sofortige Wiederabstieg nicht zu erklären.

Wer sich auf die Suche nach Gründen für die Rückkehr in die Oberliga begibt, kommt an den Unstimmigkeiten zwischen den DSC-Ex-Trainern Maik Walpurgis und Chefcoach Uwe Rapolder nicht vorbei. Stellte Rapolder anfangs noch regelmäßig Profis (Porcello, Radovic, Fink, Maric) für die Amateure ab, drehte er später den Spieß um und verhalf Regionalligaspielern wie Ferhat Cerci zu deren eigener Überraschung zum Bundesligadebüt. Zuletzt kommunizierten die beiden nicht einmal mehr miteinander, tauschten sich nur noch über Dritte aus.
Walpurgis suchte die Konfrontation mit Rapolder - und zog den Kürzeren. In der Winterpause trat er zurück, Arminia war fortan einen Monat lang führungslos. Nur Team-Assistent Hans Scholz und dem damals noch als Kapitän fungierenden Carsten Rump war es zu verdanken, dass die Mannschaft nicht auseinander brach.
Ein Beispiel, das aufzeigt, dass der DSC Arminia sein Amateurteam bisweilen ein bisschen stiefmütterlich behandelt hat - gute Hotels bei Auswärtsfahrten einerseits, katastrophale Trainingsbedingungen an der Radrennbahn andererseits. Als Igor Lazic und Michael Piwowarski endlich als Walpurgis-Nachfolger vorgestellt wurden, stand der zweite Saisonteil unmittelbar bevor. Wie schon unter Walpurgis (die Amateure waren nach dem zweiten Spieltag Zweiter) war der Auftakt erneut viel versprechend. Nach nur 180 Minuten aber begann eine ausgedehnte Misserfolgsserie.
Als Walpurgis ging, hatte Bielefeld nach 20 Spielen 17 Punkte (Schnitt 0,85), unter Lazic und Piwowarski kamen in 16 Spielen weitere zwölf hinzu (Schnitt 0,75).
Kaum bis gar nicht zu erklären ist, warum Arminias Amateure aus einer Führung fast nie einen Sieg machten. Wer 1:0 führt, der stets verliert - Bielefeld pustete von dieser fast in Vergessenheit geratenen Fußballerweisheit den Staub. Acht Mal geführt und doch verloren, sechs Mal geführt und nur ein Unentschieden - zu wenig für den verzweifelten Kampf um den Ligaerhalt.
Verzweifelt kämpften die Amateure bis zum Schluss auch um die Akzeptanz im eigenen Verein. Dass Spieler, Trainer und Betreuer allen Ernstes Eintritt zum Besuch der Party anlässlich des 100-jährigen Vereinsbestehens zahlen sollten, klingt wie ein schlechter Scherz, ist aber wahr. Wohlgemerkt: Es handelte sich um den 100. Geburtstag des Vereins Arminia Bielefeld.

Artikel vom 08.06.2005