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Die ARD verspricht
»himmlische« Bilder

RTL setzt sonntags auf Günther Jauch und Rudi Völler

Von Dietmar Kemper
Bielefeld (WB). »Beim 2:1 von Gerd Müller war ich live auf Sendung«, erzählt Heribert Faßbender. Damals, 1974 beim Endspiel gegen Holland, wechselte er sich alle sechs Minuten mit Oskar Klose am Mikrofon ab. Als Radioreporter hatte Faßbender mit Fernsehen nichts zu tun. 2006 wird das ganz anders sein: Dann ist er bei der Fußballwelmeisterschaft, wieder im eigenen Land, als ARD-Sportchef dafür verantwortlich, dass die Fernseh-Zuschauer bestens informiert werden.
ARD-Sportchef Heribert Faßbender im Expertengespräch mit Günther Netzer, der auch als Ko-Moderator fungiert.Foto: dpa
Heute in einem Jahr beginnt die Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland.
»Auch 1974 war Fußball schon Sportart Nummer 1, aber mit der Bedeutung und der Begeisterung für die WM 2006 ist das gar nicht zu vergleichen«, sagte Faßbender dieser Zeitung. Umso engagierter will sich die öffentlich-rechtliche Fernsehanstalt reinhängen. Federführend ist der WDR, und dessen Sprecher Rüdiger Oppers kündigt an: »Das werden die brillantesten Bilder sein, die jemals gezeigt wurden.« Bis zu 27 Kameras würden in den Stadien der 12 Austragungsstädte platziert. Aber nicht nur da: Mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt spreche die ARD Möglichkeiten für buchstäblich »himmlische Bilder« ab, verriet Oppers im Gespräch.
Als Partner der FIFA und der Städte kümmert sich die ARD auch um die Bilder auf den Giga-Screens, jenen Großbildleinwänden, die zum Beispiel auf dem Friedensplatz in Dortmund aufgebaut werden und vor denen bis zu 30 000 Menschen Party machen können. Egal ob im Wohnzimmer oder auf öffentlichen Plätzen: ARD und ZDF zeigen mindestens 48 Spiele live. Findet eine Begegnung mit deutscher Beteiligung an einem Sonntag statt, wird auch sie im Öffentlich-Rechtlichen Fernsehen präsentiert.
Wenn es um die Einstimmung auf die Spiele und die Analysen nach dem Abpfiff geht, setzt die ARD wieder auf das bewährte Duo Delling und Netzer. Das ZDF stellt Johannes B. Kerner ein Experten-Trio zur Seite, das aus dem Chef des Organisationskomitees, Franz Beckenbauer, dem schweizer Schiedsrichter Urs Meier und dem Erfolgstrainer des FSV Mainz 05, Jürgen Klopp, besteht. Die Mainzelmänner senden aus ihrem zentralen WM-Studio im Berliner Sony-Center und werden erneut einen Kabarettisten das Geschehen auf und neben dem Platz witzig kommentieren lassen.
Der Ball rollt und fliegt aber auch im Privatfernsehen: Vor und nach den 90 Minuten wartet RTL mit dem beliebtesten Moderator und dem populärsten Teamchef auf. »Mit Günter Jauch und Rudi Völler haben wir ein Traum-Duo«, schwärmt Matthias Bolhöfer vom Kölner Privatsender. Live zeigt RTL nur Begegnungen, die am Sonntag angepfiffen werden. »Unsere Zuschauer dürfen sich auf acht Spiele und eine umfangreiche Berichterstattung freuen«, verspricht Bolhöfer. Moderiert würden die emphatisch »Super-Sonntage« gekürten Sendungen aus Berlin. Außerdem möchte RTL jeden Tag ein einstündiges WM-Magazin ausstrahlen.
Zu den 300 Fernsehsendern, die den Ball einfangen, gehört Premiere, das mit seinen 3,3 Millionen verkauften Abos knapp 9 Millionen Zuschauer erreicht. Alle 64 Spiele, davon acht exklusiv, werden live gezeigt - einzeln und in der Konferenz, wenn die letzten Gruppenspiele gleichzeitig angepfiffen werden. Die Begegnungen werden auch im HDTV-Standard für hochauflösende Fernsehgeräte gezeigt und außerdem aus mehreren Perspektiven dargeboten. So können Spieler wie Michael Ballack gezielt 90 Minuten lang beobachtet werden. Der Taktikkanal wiederum zeigt, wie sich Abwehr, Mittelfeld und Angriff verschieben. Denjenigen, die zu spät zum Anpfiff kommen, legt Premiere-Sprecher Emanuel Hugel den Highlight-Kanal ans Herz, auf dem die spektakulärsten Szenen der Spiele zusammengefasst werden. »Mehr WM geht nicht«, glaubt Hugel.

Artikel vom 09.06.2005