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Siemens setzt bei den Handys auf BenQ

Taiwanesische Firma gehört zu Acer - Gewerkschaft bangt um Bocholt und Kamp-Lintfort


München (dpa). Der Siemens-Konzern will durch ein Bündnis mit dem taiwanesischen Hersteller BenQ die Krise in seiner verlustreichen Handysparte beenden. BenQ stehe als Kooperationspartner fest, verlautete gestern aus Branchenkreisen. Geplant sei ein Gemeinschaftsunternehmen. Nach übereinstimmenden Medienberichten will Siemens dabei auf kurz oder lang die Mehrheit abgeben und sich so von seiner Handysparte mit 10 000 Beschäftigten de facto trennen.
Der Konzern war seit Monaten auf der Suche nach einem Partner für die Mobilfunksparte, die zuletzt jeden Tag mehr als eine Million Euro Verlust machte. Arbeitnehmervertreter forderten, Siemens müsse die Mehrheit am Handygeschäft behalten. Sie fürchten vor allem um die Sicherheit der 6000 Arbeitsplätze in Deutschland.
Gestern nachmittag wurde der Aufsichtsrat über die Partnerschaft mit BenQ informiert. Der Konzern wollte sich nach der Telefonkonferenz nicht zu Ergebnissen äußern. Die »Süddeutsche Zeitung« berichtet in der heutigen Ausgabe, Siemens werde seine Handysparte in ein Unternehmen von BenQ einbringen und an diesem nur mit einem symbolischen Anteil von unter zehn Prozent beteiligt sein.
BenQ ist ein weltweit aktiver Elektronikkonzern mit 27 000 Mitarbeitern und einem Umsatz von zuletzt mehr als zehn Milliarden Dollar. Es handelt sich um eine Ausgründung des Acer-Konzerns. BenQ stellt unter anderem Bildschirme und Laptops her, zu einem guten Teil in Auftragsfertigung.
Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat forderten Siemens auf, bei einer Partnerschaft mit BenQ die Mehrheit an der Handysparte zu behalten und auf die industrielle Führung zu bestehen. Nur so könnten die Jobs in der Telefonfertigung in Bocholt und Kamp-Lintfort gesichert werden. Dort hatten sich die Angestellten auf längere Arbeitszeiten bei gleichem Lohn eingelassen.

Artikel vom 07.06.2005