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Kuchen schmeckt
nach Kunststoff

Rückstände von Silikon entdeckt

Von Dietmar Kemper
Bielefeld/Paderborn (WB). Die chemischen Untersuchungsämter der Stadt Bielefeld und des Kreises Paderborn warnen vor Kunststoff in Kuchen. In 13 von 20 Backformen aus Silikon seien Rückstände von flüchtigen organischen Stoffen in einer Konzentration von 0,6 bis 1 Prozent festgestellt worden, heißt es im Bericht für das Jahr 2004.

Gemeint sind Kohlenwasserstoffe, die sich von den Silikongummis lösen. Bei ihnen gilt eine Dosis von 0,5 Prozent als gesundheitlich unbedenklich. »Der Kuchen soll wohlschmeckend und appetitlich sein und keine Bestandteile des Kunststoffs enthalten«, kritisieren die heimischen Lebensmittelkontrolleure. Darüber hinaus stellten sie fest, dass auf einigen Silikonbackformen Angaben zum Hersteller fehlen, was gegen die Bedarfsgegenständeverordnung verstoße.
Im vergangenen Jahr wurden in Bielefeld und Paderborn 7997 Proben untersucht. Negativ fielen den Kontrolleuren in Ostwestfalen die »Tricks, Zusatzstoffe und phantasievollen Bezeichnungen« auf, mit denen versucht werde, »qualitativ hochwertige Fleischerzeugnisse vorzugaukeln«. Werde »Kochschinken« zu Preisen einfacher Fleischwurst angeboten, »sollten die Alarmglocken jedes Verbrauchers klingeln, denn in den wenigsten Fällen handelt es sich um ein echtes Schnäppchen«.
Außerdem empfehlen die Experten den Kunden, die Rinde von Käse zu entfernen, wenn dieser Natamycin enthält. Der gegen Hefen und Schimmelpilze eingesetzte Lebensmittelzusatzstoff kann die Darmflora schädigen. Süßigkeiten mit krassen Farben und ausgefallenen Formen greifen wegen des hohen Säuregehalts den Zahnschmelz an. Bei ihren Untersuchungen stießen die Mitarbeiter auf ein Schleckpulver mit einer Dynamitstange als Verpackung: Das Pulver habe zu 21,8 Prozent aus Zitronensäure bestanden.
Entwarnung geben die Untersuchungsämter für Mayonaisen und Ketchup in Gaststätten und Imbissstuben. Im Jahr 2004 sei die Zahl der Proben nochmals fast verdoppelt worden, ohne auf nennenswerte Auffälligkeiten zu stoßen. Die Lebensmittelchemiker warnen davor, Nahrung wie Tabletten zu behandeln und Beipackzettel beizulegen. Ernährung würde so zu einer »hochkomplexen Angelegenheit«, die den Verbraucher überfordere. »Je mehr auf der Verpackung steht, desto weniger wird dieses gelesen«, sagen die Experten voraus. Die Untersuchungsämter in Bielefeld, Paderborn und Detmold wurden inzwischen zusammengelegt. Seit April 2005 heißt die Behörde Chemisches und staatliches Veterinäruntersuchungsamt OWL.

Artikel vom 07.06.2005