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Ballettdirektor Philip Lansdale verabschiedet sich.

Merlins Geschichte als
tänzerischer Bilderbogen

Letzte Bielefeld-Inszenierung von Lansdale


Bielefeld (bp). Es ist die letzte Inszenierung von Ballettdirektor Philip Lansdale (53) in Bielefeld, es ist das letzte Mal, dass die von ihm geformte Ballettcompagnie des Theater Bielefeld auf der Bühne zu erleben ist: Am Samstag, 11. Juni, hat Lansdales Tanzstück »Corwalch - Die Legende von Merlin« Premiere in der Rudolf-Oetker-Halle, anschließend gibt es nur noch zwei weitere Vorstellungen, am 14. und 19. Juni.
Mit Beginn der neuen Spielzeit tritt Gregor Zöllig in Bielefeld das Amt des Ballettdirektors an; er bringt neue Tänzer mit.
Lansdale, der gebürtige Engländer, hat eine besondere Beziehung zu Merlin und zu König Arthur. Er sagt: »Ich liebe Krimis, ich liebe Fantasy und diese Geschichte gibt beides her.« Mit »Corwalch« schlägt Lansdale einen Bilderbogen auf, mit dem die Sage um Merlin lebendig wird. Lansdale: »Die Geschichte hat einfach alles: Liebe, Hass, Krieg, Eifersucht. . . «
Bühnenbildner Axel Schmitt-Falckenberg macht aus dem Saal der Oetkerhalle durch Spiegel hinter der 16. Zuschauerreihe, auf der Bühne und an den Längsseiten einen intimeren Raum, der trotzdem einen Sog erzeugt, indem er alles wieder und wieder spiegelt (das WESTFALEN-BLATT berichtete). Für sein Tanzstück hat Philip Lansdale Musik von Gustav Mahler ausgesucht, aber auch archaische Trommelklänge von Curt Cress und New Wave-Musik von Andreas Vollenweider. Auch die Tanzformen, die die zehn Akteure auf die Bühne bringen, sind eine Mischung aus Klassik und Moderne. Musikdramaturg Martin Essinger, der das Theater Bielefeld ebenfalls verlässt, von der nächsten Spielzeit an in Bonn arbeiten wird, betont, in »Corwalch« sei es Philip Lansdale erneut gelungen, trotz der zahlenmäßig kleinen Compagnie auf der Bühne die Illusion von Fülle zu erzeugen.
Lansdale, seit der Spielzeit 1998/99 in Bielefeld, hat während dieser Zeit 15 abendfüllende Choreografien auf die Bühne gebracht, dazu Einstudierungen für Oper oder Operette, unter anderem, trotz der »nur« zehn Tänzer, »Schwanensee«. Lansdale: »Ich bemühe mich, wichtige Elemente einer Geschichte anders zu erzählen.« Das Ballett »eroberte« neue Räume für das Tanztheater: die Neustädter Marienkirche, das Theaterlabor, das Theater am Alten Markt, die Rudolf-Steiner-Schule, jetzt die Oetkerhalle. Besonders auf das TAM habe er sich einstellen müssen. Lansdale: »Bei einem einzigen Sprung würden die Tänzer dort in der Gasse, in den Kulissen, landen.« Ihm sei eines in seiner Arbeit wichtig gewesen: eine Mischung aus der Bearbeitung literarischer Stoffe und freien Choreografien. Beispiel: die »Bach-Dialoge«.

Artikel vom 08.06.2005