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»Mag es, den Menschen nah zu sein«

Pfarrerin Almut Gsänger feiert heute ihr silbernes Ordinationsjubiläum

Von Markus Poch
(Text und Foto)
Quelle (WB). Ihr silbernes Dienstjubiläum begeht heute Pfarrerin Almut Gsänger aus der evangelisch-lutherischen Johannes-Kirchengmeinde Quelle-Brock. Die 54-Jährige feiert den freudigen Anlass von 16 Uhr an im Gemeindehaus am Grabenkamp. Um 18.30 Uhr gibt es einen Dankgottesdienst, danach wird gefeiert..

Zur Ordination, so heißt die Amtseinführung bei den Protestanten, war sie sehr jung, nämlich erst 29, und erinnert sich genau: »Während ich den Auftrag zu Predigt und Seelsorge erhielt, saß mein ältester Sohn Johannes noch in der Rückentrage meines Mannes Günther...«
Die gebürtige Marburgerin, heute Mutter dreier erwachsener Kinder, war in Jugendarbeit und Kirchenchor der Stiftskirchengemeinde Schildesche groß geworden. Anschließend studierte sie Theologie in Bielefeld, Marburg und Tübingen. Ordiniert wurde sie 1980 in der Bielefelder Bodelschwingh-Gemeinde, ehe sie vor 17 Jahre nach Quelle-Brock kam.
Hier predigt Almut Gsänger im Wechsel mit ihrer Kollegin Simone Venghaus, leitet Gottesdienste, gibt Konfirmandenunterricht, übernimmt Taufen und Beerdigungen. »Ich mag es, den Menschen nah zu sein«, sagt die Pastorin. »Besonders die Kinderarbeit macht mir viel Spaß. Aber es gibt nicht nur gute Zeiten. Oft begleite ich auch Leute auf schweren Wegen. Schade, dass dafür immer weniger Zeit bleibt.«
An »ihrer« Gemeinde schätzt sie vor allem den lebendigen Förderkreis, der »viel ehrenamtliche Arbeit leistet und um den Erhalt des Gemeindezentrums kämpft.« Ihr Hauptanliegen ist, in den Köpfen der Menschen das Bewusstsein dafür wach zu halten, »dass Kirche nicht am Gartenzaun endet, dass kirchliches Engagement weltweit von Nöten ist.« So geht die Kollekte des Gottedienstes aus der Feierstunde an Kinder im Armenviertel der Bielefelder Partnerstadt Esteli in Nicaragua.
Gerne würde Almut Gsänger viel mehr Geld durch die Weltgeschichte schicken und auch viel mehr in ihrer Gemeinde bewirken. Aber »seit dem Einbruch im Kirchensteuervolumen vor vier, fünf Jahren müssen wir uns hier auf das Wesentliche konzentrieren, und das geht hin bis zu schmerzlichen Verlusten. Wir haben auch schon keine Küsterin mehr. Eigentlich bin ich nicht zum Sparen ordiniert worden«, schmunzelt sie, »sondern um der Gemeinde das Evangelium weiterzugeben...«
Privat singt die Pfarrerin im Kirchenchor, liest gerne über die geistliche Lehre aus der frühen Kirchenzeit, liebt Blumen und Gartenarbeit. Außerdem mag sie Meditation und Schweigen - »als Gegenpol zum vielen Reden der täglichen Arbeit.«

Artikel vom 08.06.2005