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Stark wie ein Olympiasieger

Kohlschreiber überrascht - Kiefer scheitert in drei Sätzen

Von Oliver Kreth
Halle (WB). Ein 21-Jähriger aus Augsburg hat für die Sensation der ersten Runde bei den 13. Gerry Weber Open gesorgt. Philipp Kohlschreiber schlug die Nummer zehn der Welt, den Schweden Joachim Johansson, 7:6 (7:4), 6:1.

Für Nicolas Kiefer hingegen kam das Aus schon in Runde eins. Der Holzmindener verlor gestern Abend 7:6 (7:1), 3:6, 4:6 gegen den serbischen Doppelspezialisten Nenad Zimonjic.
Erst am Sonntagabend war Bayern-München-Fan Philipp Kohlschreiber aus Fürth angereist, wo er bei einem Challenger-Turnier das Finale auf Sand verloren hatte. Viel Zeit, sich einen Kopf zu machen, hatte er also nicht. Sein Start in Halle kam nämlich unerwartet. Durch den Verzicht des chilenischen Olympiasiegers Nicolas Massu war er ins Hauptfeld in Halle eingezogen.
Zur Vorbereitung hatte er aber auch den richtigen Trainingspartner. Drei Stunden stand er am Montag mit Roger Federer auf dem Platz. Kohlschreiber lernte also vom Besten: »Da konnte ich mir doch einiges abschauen.«
Als weitere Hilfe diente ihm dann gestern vor seinem Match die Spiel-Studie per TV der Begegnung Federer/Söderling.
Doch auch auf dem eigentlich ungeliebten Rasen, als Kohlschreibers stärkster Belag gilt der Hartplatz, machte der junge Mann, der in Oberhaching lebt, alles richtig. Gute Aufschläge und starke Returns, vor allem mit der Rückhand, ließen dem Schweden an diesem Tag keine richtige Sieg-Chance. Nach nur einer Stunde und 15 Minuten nutzte der krasse Außenseiter gleich den ersten Matchball zum Einzug in die nächste Runde.
Dort trifft er in seinem zweiten Rasenspiel überhaupt auf der ATP-Tour auf den Qualifikanten aus Taiwan, auf Yen-Tzuoo Wang. Kohlschreiber: »Ich kenne ihn von früher. Das wird natürlich ein ganz anderes Spiel. Er schlägt nicht so gut auf, ist dafür laufstärker und spielt viel von der Linie.«
Nach seiner eindrucksvollen Premiere bei den Gerry Weber Open traut ihm jetzt auch Boris Becker noch einiges bei diesem Turnier zu. Genügend Energie müsste der Hundefreund eigentlich haben. Schließlich ist er der Sohn eines Tankstellenbesitzers.

Artikel vom 08.06.2005