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Ungeduldig warten die Zuschauer auf die nächsten Gruppe.

Die Engel sorgten für trockene Straßen

Londoner Gäste überreichten Preis für Shademakers Band - Abschlussparty von Regen getrübt

Von Elke Wemhöner
und Carsten Borgmeier (Fotos)
Bielefeld (WB). Es muss an den »Les Benitas« gelegen haben, die in diesem Jahr mit ihren engelsgleichen Kostümen die erste Gruppe waren. Denn die 9. Parade des »Carnival der Kulturen« führte über trockene Straßen. Erst beim Fest im Park bestimmte das Wetter den Programmablauf mit. Ein paar Gruppen mussten im Interesse ihrer Kostüme auf ihren Bühnenauftritt verzichten.

Als buntes, fröhliches Fest der Kulturen hat der »Carnival« in den vergangenen Jahre viele Freunde gewonnen. Schloßhof- und Arndtstraße waren wieder dicht gesäumt von Zuschauern, die sich frühzeitig einen guten Platz gesichert hatten. Während die einen Mülltonnen besetzten, stellten andere die mitgebrachten Campingstühle auf. Die Logenplätze wiederum blieben den Anwohnern vorbehalten, die auch Freunden und Nachbarn das Zugucken ermöglichten. Kostüme waren am Straßenrand selten zu sehen, was aber keine Rückschlüsse auf die Stimmung zulässt.
Denn die war bestens - vor allem am Knotenpunkt der Arndtstraße mit der Großen-Kurfürsten-Straße. Hier waren die besten Plätze pünktlich um 15 Uhr besetzt, als der Zug sich von der Melanchthonstraße in Bewegung setzte. Und hier standen auch - auf durch die Baustelle eingeengtem Raum - die meisten Zuschauer. Hier entwickelte sich schnell eine mitreißende Karnevalsstimmung. Für besonders fantasievoll gestaltete Kostüme, einen überzeugenden Gruppenauftritt und Aktionen und Tanzdarbietungen gab es jedes Mal rauschenden Beifall.
Aufgrund sehr kurzfristiger Absagen - überwiegend aus gesundheitlichen Gründen - musste das Shademakers-Team bei der Formierung des Zuges improvisieren. Dafür war auf die »Stammgäste« unter den Aktiven des Straßenkarnevals Verlass. Und mit ihrer Routine trugen auch diese Carnival-Enthusiasten zu der fröhlichen Atmosphäre bei. Die Musikgruppen, das zeigte sich wieder einmal, sind ein wichtiges Element einer gelungenen Parade.
Der Umweg, den der Straßenumzug in diesem Jahr wegen der Baustelle in der Altstadt nehmen musste, war eine gelungene Alternative. Nur ein paar Autofahrer brachten dem bunten Treiben keine Sympathie entgegen. Über den Rathausplatz, wo es wieder orientalisch zuging, strebte die Parade dann wieder ihrem Endpunkt, dem Ravensberger Park zu.
Dort litt das Bühnenprogramm unter den vielen heftigen Regenschauern. Teilweise war die Bühne nicht bespielbar, das Programm musste unterbrochen werden. Dennoch hat dieser Abschluss ein festes Publikum, das auch zu vorgerückter Stunde immer noch ohne Murren den Obolus entrichtete - der teilweise der Flutopferhilfe Mullaittivu zugute kommt.
Im Park gab es dann die Übergabe des Preises, den die Londoner Gäste mitgebracht hatten. Die Shademakers Band hatte ihn in Nottinghill errungen - als beste Straßenband. Die Trophäe wird ihren Platz unter den vielen Auszeichnungen der Bielefelder Carnival-Spezialisten bekommen.
Die Bezeichnung »feucht-fröhlich« trifft die Stimmung bei der Party im Park genau. Wobei die Feuchtigkeit aus den sich schleusenartig entleerenden Regenwolken herrührte.
Bevor es nun an die Vorbereitung des 10. Carnival der Kulturen geht, mussten auch Uschi Dresing und ihr Team eine wichtige Arbeit erledigen: Kostüme auspacken und zum Trocknen aufhängen. Und es wird wohl noch ein paar Tage dauern, bis die mit großer Kreativität und viele Mühe gestalteten Verkleidungen weggepackt werden können. Schließlich wird vieles wieder verwendet, um daraus Neues zu schöpfen, oder es dient als Grundlage für ein ganz anderes, ungewöhnliches Kostüm.

Artikel vom 06.06.2005