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Juli bringt den Sommer nach Halle

Kult-Band aus Gießen begeistert 2500 Fans beim GWO-Childrens Day

Von Christian Althoff
Halle (WB). Kreischende Kinder, klatschende Eltern: Etwa 2500 Besucher der Gerry Weber Open haben gestern Abend die Band »Juli« gefeiert. Die fünf Musiker aus Gießen hatten mit ihrem Hit »Perfekte Welle« und anderen Titeln für eine knappe Stunde Sommerstimmung ins viel zu kalte Halle gebracht.

Bereits sechs Stunden vor dem Auftritt der Band hatten sich die Schülerinnen Saskia (12), Kim (11) und Evelyn (12) vom örtlichen Kreisgymnasium ganz vorne an der Bühne einen Platz gesichert. Mit heißem Kakao und warmen Waffeln, die von Freundinnen herbeigeschafft wurden, wärmten sich die fröstelnden Mädchen auf.
»Juli ist echt super. Zu Hause hab' ich eine CD von denen«, erzählte Saskia, während sie und ihre Mitschülerinnen auf Sängerin Eva Briegel, Bassist Andreas Herde, die Gitarristen Jonas Pfetzing und Simon Triebel und den Schlagzeuger Marcel Römer warteten.
Die vier Männer der Band konnten sich gestern übrigens weitgehend unerkannt auf dem GWO-Gelände bewegen, während Eva Briegel von kreischenden Fans sofort entdeckt wurde (»Da ist Juli!«) und etliche Autogramme schrieb.
»Wir finden das klasse, heute mal vor so vielen Kindern zu singen«, meinte die Sängerin vor dem Auftritt und erzählte, das Spektrum der »Juli«-Fans reiche bis zu den 50-Jährigen. »Unsere Musik kommt bei vielen Leuten an, und das freut uns natürlich.«
Die vor Jahren getroffene Entscheidung der Band, nicht länger englische Texte zu singen, sondern auf die deutsche Sprache zu setzen, habe sich bewährt: »Das ist unsere Muttersprache, und in der können wir uns am besten ausdrücken«, erklärte die einzige Frau in der Band und sagte, die Texte seien ihr sehr wichtig. »Dass wir deutsch singen, war keine Marketingentscheidung, sondern eine künstlerische.«
Getextet und komponiert wird übrigens im Team: »Jeder bringt seine Ideen ein - bei dem einen Stück mehr, bei dem anderen weniger. Dadurch klingen unsere Titel nicht alle gleich«, erläuterte Schlagzeuger Marcel Römer.
Die Entscheidung der deutschen Radiosender, nach der Tsunami-Katastrophe vom 26. Dezember die »Perfekte Welle« für einige Wochen nicht zu senden, respektieren die fünf Musiker - »obwohl das Lied eigentlich überhaupt nichts mit Wasser zu tun hat, sondern die Welle nur eine Metapher ist«, sagte Eva Briegel.
Sie habe jedoch Verständnis dafür, dass der Titel angesichts der 300 000 Tsunami-Opfer zunächst nicht mehr gespielt worden war: »Möglicherweise wären die Gefühle von Angehörigen der Opfer oder Vermissten verletzt worden, und das wollten wir auch nicht.« Auf die Plattenumsätze habe sich das »Embargo« jedoch nicht ausgewirkt, erklärte Bassist Andreas Herde: »Das war zwar unser bekanntester Titel, aber nicht unser einziger. Unser Album hat sich trotzdem verkauft.«
Wer »Juli« mit ihren mal rockigen, mal melancholischen Titeln gestern nicht hören konnte, kann das bald nachholen: Am 23. Juni treten die Fünf erneut in Ostwestfalen auf - beim Uni-Festival in Paderborn.
www.juli.tv

Artikel vom 07.06.2005