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»Der Aufstieg ist ein Wunder«

Als die Tränen rollten verschwand Trainer Pavel Dotchev in der Kabine

Von Matthias Reichstein
Wolfsburg (WB). Das Bild des Aufstiegs gab's direkt nach dem Schlusspfiff. Im Arm seines Co-Trainers ließ Pavel Dotchev seinen Tränen freien Lauf. Danach verschwand der Bulgare erst einmal in der Kabine. »Ich wollte meine Tränen nicht zeigen«, sagte der 39-Jährige.

Aus dem Spielertunnel beobachtete Dotchev dann das Treiben auf dem Rasen, am Abend wurde er von seinen Spielern auf Händen getragen und von den Fans gefeiert. Doch so richtig auskosten konnte er den größten Erfolg in seiner jungen Trainerkarriere nicht. Zu tief sitzt noch immer der Stachel der Enttäuschung.
»Dass mein Vertrag nicht verlängert wurde, war hart, aber ist im Profigeschäft nichts Ungewöhnliches. Die Art und Weise und der Zeitpunkt haben mich aber getroffen«, gibt er zu.
Nie habe es einen Hinweis gegeben, dass sich die Wege nach zehn Jahren als Spieler und Trainer trennen werden, er sei vielmehr hingehalten worden. Sportlich fair war aber sein Abschiedsgruß in Richtung Verein: »Ich wünsche dem SC Paderborn 07 alles Gute und hoffe, dass die Mannschaft in der zweiten Bundesliga eine gute Rolle spielt.«
Die wird ohne ihn laufen. Wie groß sein Anteil am Aufstieg ist, konnte Dotchev nicht nennen. »Ich habe mal gelesen, diese Mannschaft muss aufsteigen. Da muss ich mir mal überlegen, was ich überhaupt dazu beigetragen habe.« Da klingt viel Verbitterung durch, für den Cheftrainer war diese Saison auch alles andere als ein Selbstläufer. »Dieser Aufstieg ist ein Wunder«, sagt Dotchev und zählt die vielen Paderborner Probleme auf. Den Wett-Skandal, die unzähligen Verletzungen, viele Sperren und den Wirbel um seine eigene Person nennt er und wird dann noch deutlicher: »Wir waren der einzige Verein, der vor dem Saisonstart den Zweitliga-Aufstieg als Ziel öffentlich genannt hat. Deshalb war der Druck von Anfang an hoch. Dennoch hatte ich nie das Gefühl, dass man hinter mir steht.
Einen neuen Verein hat Dotchev noch nicht gefunden, in aussichtsreichen Verhandlungen steht der Fußball-Lehrer auch nicht. »Ich gehe im Moment davon aus, dass ich frühestens im Herbst wieder einen Job habe.« Dann gibt es vielleicht irgendwann auch ein Wiedersehen in Paderborn. Aber nur noch als »Gegner.« Ein Duell, auf das sich Dotchev schon heute freut: »Man sieht sich immer zweimal im Leben.«

Artikel vom 06.06.2005