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Die große Rückkehr nach 22 Jahren

SC Paderborn 07 ist Zweitligist: 5000 Fans feiern die »Helden« am Rathaus

Von Peter Klute
Wolfsburg (WB). Es hat 22 Jahre gedauert, seit Samstag, 15.44 Uhr, ist es Fakt. Paderborn ist zurück in der 2. Fußball-Bundesliga. Was 1982 der TuS Schloß Neuhaus schaffte, gelang nun dem SC Paderborn 07. Mit dem 4:0 (3:0)-Sieg am letzten Spieltag bei den Amateuren des VfL Wolfsburg verteidigte der SCP den zweiten Tabellenplatz in der Regionalliga Nord und begleitet Eintracht Braunschweig in Liga zwei.

Schauplatz war damals wie jetzt das Wolfsburger VfL-Stadion am Elsterweg, das fest in Paderborner Hand war. Mehr als 2000 Fans begleiteten ihr Team in die VW-Stadt und stürmten nach Spielende den Rasen. »Darauf habe ich acht Jahre lang hingearbeitet. Das ist einer der schönsten Augenblicke in meinem Leben«, strahlte Präsident Wilfried Finke. Sein Vize Josef Ellebracht sagte: »Das ist etwas ganz Großes.« Dass ein Tor zur Meisterschaft fehlte, interessierte niemanden, stolz präsentierte Torwart Stephan Loboué der jubelnden Masse die Schale.
Nie mehr dritte Liga: Es war zehn Minuten vor dem Ende, als Geschäftsführer Michael Born das Signal zum Feiern gab. Die ausgewechselten René Müller und Daniel Cartus marschierten zum Fanblock, Betreuer Manuel Giovannelli holte die Aufstiegs-Shirts, Busfahrer Uwe Hussmann das Pils. Finke und seine Vorstandskollegen hatten die Tribüne längst gegen einen Platz an der Seitenlinie getauscht. Beim Abpfiff von Schiedsrichter Markus Schmidt brachen alle Dämme.
Der Jubel kannte keine Grenzen, dabei hätte alles auch ganz anders kommen können. In den ersten 20 Minuten sah es keineswegs nach einem souveränen Paderborner Sieg aus. Nach dem frühen Lübecker 1:0 von Lars Kampf in Chemnitz war der SCP kurzzeitig auf Rang drei und damit auf einen Nicht-Aufstiegsplatz abgerutscht.
Es fehlte nicht viel, dann wäre der Abstand auf die Ränge eins und zwei für die nervösen und verunsicherten Gäste noch größer geworden. Nach einer Ecke von Bartosz Romanczuk (sechste Minute) rettete die Latte für den geschlagenen Loboué, den Nachschuss von Stefan Lorenz bugsierte Markus Krösche von der Linie. Zehn Minuten später lief Christopher Kolm nach Pass von Cedric Makiadi allein auf Loboué zu, der ihm den Ball vom Fuß schnappte. »Wenn wir da in Rückstand geraten, stehen wir nicht mehr auf«, mutmaßte Krösche später.
Doch es sollte ganz anders kommen. Nach Zuspiel von Benjamin Schüßler scheiterte René Müller zunächst am Wolfsburger Torhüter Patrick Platins, nach der anschließenden Ecke von Guido Spork leistete Stefan Lorenz unabsichtliche Bruderhilfe für den gesperrten Paderborner Michael Lorenz und nahm die Hand zur Hilfe. Den fälligen Elfmeter verwandelte Spork unhaltbar zum 0:1. »Ich habe ihn gefragt, er hat gesagt, okay«, schilderte Löbe die Sekunden vor dem Strafstoß. Beim 1:3 vor einer Woche gegen Braunschweig hatte Löbe noch vom Punkt geschossen und getroffen.
Die Führung beruhigte zunächst aber nicht, doch dann ging es Schlag auf Schlag. Innerhalb von vier Minuten war die Zweitliga-Tür durchschritten. In der 36. Minute köpfte Müller eine Maß-Flanke von Maaß mit freundlicher Unterstützung von Platins zum 0:2 ein, dann war Alessandro Da Silva mit einem abgefälschten Schuss erfolgreich. Die zweite Hälfte war Schongang und Kür und hatte nur noch zwei erwähnenswerte Szenen: Das 0:4 durch einen Freistoß von Maaß nach kapitalem Torwartfehler in der 82. Minute und die Rote Karte für den Wolfsburger Dennis Ewert nach einem üblen Foul an Markus Krösche 120 Sekunden zuvor.
Danach war Party pur angesagt, bei der Ankunft in Paderborn wurde die Mannschaft von 5000 begeisterten Fans am Rathaus gefeiert und trug sich ins Goldene Buch der Stadt ein.

Artikel vom 06.06.2005