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Ein großes Fest zu Ehren
der »Jungfrau vom Schnee«
Stille Naturschönheit: Nur alle fünf Jahre wird auf La Palma gefeiert
Als einie riesige Flutwelle am 26. Dezember 2004 Elend und Verderben über Südostasien brachte und 300 000 Menschen das Leben kostete, kam die Frage auf: Kann das auch bei »uns« passieren?
Schnell hatten Experten die kleine Kanaren-Insel La Palma im Visier. Sie ist vulkanischen Ursprungs, vergleichsweise instabil - und die Schlote ihrer Vulkane können sich unter Umständen mit Wasser füllen. Wenn dieses durch den Kontakt mit Magma erhitzt werden sollte und verdampft - eine solche unglückliche Verkettung der Ummstände könnte bedeuten, dass ein Teil der Insel weggesprengt wird. Eine Flutwelle nie gekannten Ausmaßes wäre die Folge, die innerhalb von Minuten die übrigen Kanaren, später dann die Küsten von Afrika, Süd-, Mittel und schließlich Nordamerika verwüsten würde.
Nicht nur im Vergleich zu diesem Schreckensszenario wirkt La Palma umgemein friedlich. Das kleine Inselchen, gerade mal 46 Kilometer lang und 19 Kilometer breit, liegt fernab vom Massentourismus. Dorthin kommen Wanderer und Naturfreunde, die mit einfachen Quartieren auskommen und auf Showprogramme verzichten können.
Alle fünf Jahre befindet sich die spanische Insel allerdings im Ausnahmezustand: zum Fest »La Bajada de la Virgen de las Nieves«. Dieses Jahr feiert ganz La Palma seine Schutzpatronin, die »Jungfrau vom Schnee«, im Juli und August mit Prozessionen, Umzügen, Tänzen und Feuerwerk. Wer das Spektakel miterleben möchte, dem empfiehlt Jahn Reisen das 2003 erbaute Aparthotel Las Olas an der Ostküste von La Palma.
Die kleine Stadt Santa Cruz mit ihrer schmalen Hauptstraße wirkt trotz des prächtigen Rathauses und der trutzigen Kathedrale mit Festungsturm den Rest des Jahres verschlafen. Der Nachbau von Kolumbus' Santa Maria, mit der er auf dem Weg gen Amerika auch auf La Palma Station gemacht haben soll, steht auf einem der kleinen Plätze der Stadt. Viel ursprünglicher mit der kanarischen Tradition ist aber die Kirche »Nieves« verbunden. Auf der Plaza geht es ländlich zu, und wer mit den freundlichen Einheimischen ins Gespräch kommen will, muss spanisch sprechen - anders ist Kommunikation nicht möglich.
Aber die meisten Besucher kommen wegen des Nationalparks »Caldera de Taburiente«. Anders, als es der Name es vermuten lässt, handelt es sich bei dem Tal nicht um einen ehemaligen Vulkankrater, sondern um einen Erosionskessel, der von Wind und Wasser geformt wurde. Die kanarische Kiefer ist die vorherrschende Pflanze, doch es gibt auf La Palma mehr als 70 endemische Pflanzen, die vom aufmerksamen Wanderer entdeckt sein wollen. Der enzianähnliche Natternkopf gehört dazu, ebenso der Bergginster und das Gipfelveilchen. Daneben erfreuen Begegnungen mit Echsen, Falken und Libellen.
Schon seit etwa 2000 Jahren ist die Caldera besiedelt. Steinzeichnungen und Keramik lassen diesen Schluss zu. Die bis heute wichtigste Person war wohl Don Jacome de Monteverde, bis 1557 alleiniger Besitzer des Talkessels. Er verfügte, dass zwar der Grundbesitz, nicht aber das Wasser nach seinem Ableben geteilt werden dürfe. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts gab es ungefähr 1800 Gutsbesitzer, die das Wasser des Nationalparks gemeinsam nutzten.
Mehrere Rundwege erschließen den Nationalpark, man sollte allerdings vorsichtig bei schlechtem Wetter sein. Da der Boden nicht aus Gestein besteht, kann es zu Erdrutschen kommen.
Das Bad im Meer muss man sich ebenfalls meist verkneifen, denn tödliche Strömungen toben rund um die Insel. Beinahe jeden Monat bezahlt ein Leichtsinniger seinen Wagemut mit dem Leben. Auch erfahrene Taucher und Schwimmer sind bereits in den Fluten umgekommen. La Palma ist zu schön, als dass man den Urlaub leichtsinnigerweise durch Tod verkürzen sollte... Thomas Albertsen

Artikel vom 11.06.2005